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Auszeichnung für innovative Forschung zu Morbus Crohn

Auszeichnung für innovative Forschung zu Morbus Crohn

Info Walter-Krienitz-Doktoranden-Preis 2024 für bedeutende Erkenntnisse zur verbesserten Diagnostik und Behandlung der entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn verliehen. Die Forschung von Dr. med. Felix Barajas Ordoñez bietet vielversprechende Ansätze, um die Diagnostik von Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, die weltweit Millionen Menschen betrifft, zu verbessern. In seiner Dissertation entwickelte er innovative MRT-basierte Diagnosetools, die eine frühzeitige Einschätzung der Komplikationen bei Morbus Crohn ermöglichen. Für diese wissenschaftliche Leistung wurde der angehende Radiologe mit dem Walter-Krienitz-Doktorandenpreis 2024 ausgezeichnet. Mit dem Preis werden jedes Jahr junge Forschende für herausragende Leistungen in der medizinischen Forschung gewürdigt. Die Auswahl erfolgte durch die Nachwuchskommission der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert. Im Mittelpunkt der Forschung von Dr. Barajas Ordoñez steht das sogenannte „Creeping Fat“, ein verändertes und spezifisches Fettgewebe im Bereich der entzündeten Darmschlingen, das eng mit der Krankheitsaktivität und dem Verlauf von Morbus Crohn verknüpft ist. Zusätzlich untersucht er Parameter der Köperzusammensetzung sowie die Veränderungen des sogenannten mesenterialen Fettgewebes im Bauchraum. Seine Studien zeigen, dass „Creeping Fat“ und ein vermehrtes viszerales Fettgewebe spezifische Marker darstellen, die mithilfe der MRT-Bildgebung detektiert werden können. Diese Marker erlauben eine verbesserte Einschätzung des Krankheitsverlaufs und des Risikos für Komplikationen. Darüber hinaus arbeitet Dr. Barajas Ordoñez an der Entwicklung semiautomatisierter Analysetools, die die Auswertung dieser Daten erleichtern und die Integration in den klinischen Alltag beschleunigen sollen. Seine innovativen Bildgebungsverfahren nutzen die Vorteile der MRT-Bildgebung, die eine präzise Diagnostik ermöglicht. „MRT bietet nicht nur eine strahlungsfreie Alternative zur Computertomografie, sondern auch eine höhere Genauigkeit bei der Erkennung von Komplikationen innerhalb und außerhalb des Darms, wie Fisteln und Abszesse“, erklärt Dr. Barajas Ordoñez. Ein zentrales Ziel seiner Arbeit ist es, Risikofaktoren zu identifizieren, die es ermöglichen, Hochrisikopatientinnen und -patienten frühzeitig zu erkennen. Die Ergebnisse seiner Studien könnten langfristig dazu beitragen, dass die Diagnostik von Morbus Crohn personalisierter wird. Dr. Barajas Ordoñez erklärt: „Die von uns entwickelten MRT-basierten Tools ergänzen die radiologischen Befunde durch zusätzliche Informationen, um die eine präzisere Einstufung von Personen mit einem hohen Risiko für Komplikationen zu ermöglichen. Unsere Forschung zielt darauf ab, innovative diagnostische Ansätze zu etablieren, die den Betroffenen direkt zugutekommen und die frühzeitige Erkennung von Risikofällen verbessern.“ Ein besonderes Anliegen von Dr. Barajas Ordoñez ist die Integration dieser Technologien in den klinischen Alltag. Aktuell sind die Methoden zeitaufwendig und benötigen spezialisierte Software. Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen und den Einsatz moderner Technologien arbeitet er jedoch an praktikablen Lösungen, die für die klinische Routine geeignet sind. „Es ist mir wichtig, dass unsere Forschung im Rahmen weiterer Studien mit größeren Kohorten validiert wird und schließlich im klinischen Alltag umsetzbar ist, um den Betroffenen direkt zu helfen“, betont Dr. Barajas Ordoñez. Die Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin in Magdeburg, wo er promovierte, stellte ihm dabei eine exzellente Infrastruktur und ein engagiertes Team zur Verfügung, das seine Forschung entscheidend unterstützte. Abschließend sagt Dr. Barajas Ordoñez: „Die Auszeichnung mit dem Walter-Krienitz-Preis ist eine große Ehre für mich und mein Team – bestehend aus Dr. med. Bohdan Melekh, Prof. Alexey Surov und Dr. Pablo Rodríguez-Feria. Sie motiviert uns, weiterhin gemeinsam nach innovativen Lösungen zu suchen, die den Alltag von Menschen mit chronischen Erkrankungen spürbar verbessern.“ Zur Person: Dr. med. Felix Mauricio Barajas Ordoñez absolvierte sein Medizinstudium an der Universidad de los Andes in Kolumbien. Während eines Austauschs am University Medical Center Groningen in den Niederlanden entdeckte er seine Leidenschaft für die Radiologie. Weitere Stationen führten ihn zur Abteilung für Nuklearmedizin und diagnostische Bildgebung der International Atomic Energy Agency (IAEA) in Wien und schließlich zur Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin Magdeburg, wo er seine Promotion abschloss. Derzeit setzt er seine Facharztausbildung an der Universitätsklinik RWTH Aachen fort und forscht weiter an innovativen Methoden zur gastrointestinalen Bildgebung. Über den Walter-Krienitz-Doktoranden-Preis Der Walter-Krienitz-Verein zur Förderung der Medizin e. V. würdigt mit dem nach dem Halberstädter Arzt benannten Preis jedes Jahr herausragende Leistungen in der medizinischen Forschung. Walter Krienitz gilt als Wegbereiter der modernen Magenbakteriologie. Der Preis wird an junge Forschende verliehen, deren Arbeiten durch Innovationskraft und praktische Relevanz überzeugen.
Frühzeitige Therapien schützen vor Depressionen

Frühzeitige Therapien schützen vor Depressionen

Info Prävention von depressiven Störungen: Daten aus 30 Studien ausgewertet ·         Metastudie analysiert Daten aus 30 Studien ·         Therapeutische Interventionen schon bei ersten Vorzeichen einer Depression schützen vor depressiven Störungen ·         Prävention verringert das Risiko des Auftretens einer depressiven Störung in den ersten sechs Monaten um 42%, innerhalb des ersten Jahres um knapp ein Drittel Menschen, deren Symptome noch nicht die Kriterien für eine depressive Störung erfüllen, profitieren trotzdem von therapeutischen Interventionen. Zu diesem Schluss kommt ein Team um Forschende aus München und Magdeburg, das Daten aus 30 Studien analysiert hat. Betroffene, die Angebote wahrgenommen hatten, erkrankten innerhalb des ersten Jahres nach der Maßnahme deutlich seltener an depressiven Störungen. Antriebsschwäche, Schlafschwierigkeiten, Interessenverlust und anhaltende Traurigkeit sind typische Merkmale einer Depression. Diese und andere Symptome treten mitunter schon in geringerem Maße auf, bevor Ärztinnen und Ärzte von einer depressiven Störung sprechen würden. „In der Regel werden Betroffene erst dann behandelt, wenn ihre Symptome die klinischen Kriterien für eine Depression erfüllen“, sagt David Ebert, Professor für Psychology und Digital Mental Health Care an der Technischen Universität München (TUM). „Es gibt aber mittlerweile ein Umdenken. Wir haben die existierenden wissenschaftlichen Studien zum Thema untersucht, um herauszufinden, ob Hilfsangebote, die früher ansetzen, eine depressive Störung verhindern können.“ Zu diesem Zweck hat das Forschungsteam mehr als 1000 internationale Studien gesichtet. „Für unsere Metastudie haben wir erstmals die anonymisierten Daten zu individuellen Patientinnen und Patienten aus 30 dieser Studien zusammengeführt und analysiert“, sagt Claudia Buntrock, Juniorprofessorin am Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Die Untersuchung ist im Fachmagazin „The Lancet Psychiatry“ erschienen. Risiko einer Depression um 42 Prozent reduziert In die Metastudie flossen Daten von jeweils rund 3600 Personen in eine Behandlungs- und Kontrollgruppe ein. Die Menschen in der Behandlungsgruppe nahmen wegen sogenannter subklinischer Symptome einer depressiven Störung an therapeutischen Interventionen teil. Diese Maßnahmen waren in der Regel auf einen kurzen Zeitraum angelegt - zwischen sechs und zwölf Sitzungen - und konnten persönlich oder digital stattfinden. Die Interventionen beinhalteten zum Beispiel verhaltenstherapeutische Elemente, Problemlösungstraining oder Übungen für einen erholsameren Schlaf. Die Ergebnisse der Metastudie sind eindeutig: In den ersten zwölf Monaten waren die Symptome der Teilnehmenden oft verringert. Das Risiko, an einer depressiven Störung zu erkranken war in den ersten sechs Monaten nach Ende der Intervention im Vergleich zur Kontrollgruppe um 42 verringert. Nach 12 Monaten waren es noch 33 Prozent. Aussagen über längere Zeiträume sind den Forschenden zufolge aufgrund fehlender Daten schwierig. Erfolg unabhängig von Faktoren wie Bildung und Geschlecht „Bemerkenswert war, dass die Wirksamkeit der Maßnahmen nicht von Faktoren wie Alter, Bildungsstand und Geschlecht abhängig zu sein scheint”, sagt Claudia Buntrock. Dagegen waren die Interventionen generell erfolgreicher, wenn die teilnehmenden Personen bislang noch nicht wegen Depressionen behandelt wurden. „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass wir auch bei der psychischen Gesundheit durch Prävention viel erreichen können“, sagt David Ebert. Zwar sei aktuell vielerorts die Nachfrage nach Therapieplätzen viel größer als das Angebot. Dadurch könnten solche präventiven Konzepte auf den ersten Blick nicht umsetzbar scheinen. Digitale Angebote bieten hier aus Sicht der Forschenden vielversprechende Ansätze. Nicht zuletzt lasse sich durch Prävention verhindern, dass Betroffenen mit leichteren Symptomen überhaupt an Depressionen erkranken. Den Autorinnen und Autoren zufolge sollten deshalb Präventionsmaßnahmen in die Betreuung von Betroffenen integriert werden. Insbesondere müsse durch weitere Studien herausgefunden werden, ab welchem Ausmaß der depressiven Symptome Präventionsmaßnahmen sinnvoll sind. Publikation: C. Buntrock, M. Harrer, A. A. Sprenger, S. Illing∙ M. Sakata, T.A. Furukawa, D.D. Ebert, P. Cuijpers, on behalf of the IPD-PrevDep Consortium. "Psychological interventions to prevent the onset of major depression in adults: a systematic review and individual participant data meta-analysis". The Lancet Psychiatry (2024). DOI: 10.1016/s2215-0366(24)00316-x Weitere Informationen: ·         Prof. Ebert ist Mitglied der TUM School of Medicine and Health Wissenschaftlicher Kontakt: Prof. Dr. David Daniel Ebert Technische Universität München Professur für Psychology und Digital Mental Health Care david.daniel.ebert@tum.de https://www.hs.mh.tum.de/digitalhealth/ Jun.-Prof. Dr. Claudia Buntrock Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) Tel. +49 391 67 24334 claudia.buntrock@med.ovgu.de https://ismg.med.ovgu.de/

Erfolgreiche Re-Zertifizierung des neuromuskulären Zentrums Magdeburg am Universitätsklinikum Magdeburg und Verleihung des Gütesiegels der DGM e.V.

Info Die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) e.V. bescheinigt dem Neuromuskulären Zentrum der Universitätsmedizin Magdeburg mit einer Re-Zertifizierung eine hohe Versorgungsqualität . Am 11. November 2024 fand die Begehung des Neuromuskulären Zentrums an der Universitätsmedizin Magdeburg statt. Professor Dr. Jens Schmidt, langjähriger Vorsitzender des Medizinisch-Wissenschaftlichen Beirates und Mitglied des Bundesvorstands der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DMG), sowie weitere externe Gutachter und Gäste waren vor Ort. Die Veranstaltung bot eine wertvolle Plattform für Expertinnen und Experten, um aktuelle Entwicklungen in der Forschung und Fortschritte in der neurologischen Therapie vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren. Bei der Begehung lag der Fokus darauf, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aller relevanten Fachbereiche zu verdeutlichen, dass das Muskelzentrum, welches sich auf die Diagnosegruppen der DGM wie ALS, Myasthenien und Muskeldystrophien spezialisiert hat, seit seiner Zertifizierung im Jahr 2008 als eines der ersten Zentren in Deutschland durch die DGM die Versorgung und Betreuung von Patientinnen und Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen auf höchstem Niveau weiterhin gewährleistet. Nach einer herzlichen Begrüßung Herrn Professor Dr. Stefan Vielhaber, stellvertretender Klinikdirektor der Universitätsklinik für Neurologie und Leiter des Neuromuskulären Zentrums Magdeburg, hob dieser die Bedeutung der DGM mit ihren 10.000 registrierten Mitgliedern und der neuromuskulären Zentren hervor und betonte ihre zentrale Rolle für die Unterstützung der Betroffenen. Die Muskelzentren mit ihren Kontakt- und Gesprächskreisen sind die adäquaten organisatorischen Voraussetzungen für die qualitative Patientenversorgung und für die Versorgungsinfrastruktur essenziell. Magdeburg ist fast auf den Tag genau 30 Jahre Muskelzentrum und stolz darauf, auch in seinen Reihen einige Preisträgerinnen und Preisträger der DGM und geförderte Antragsteller zu haben. Professor Dr. Hans-Jochen Heinze, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums, betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit der Interdisziplinarität der Universitätsmedizin in Kombination mit den Möglichkeiten modernster Bildgebung. Er verwies darauf, dass die Universitätsmedizin, wie es der Wissenschaftsrat vorsieht, als vierte Säule die Aufgabe hat, den Zugang zu spezialisierter Versorgung auch in ländlichen Regionen zu fördern. Beate Cwiertnia, Vorsitzende des Landesverbands Sachsen-Anhalt, unterstrich, dass das DGM-Motto „Miteinander für einander“ hervorragend umgesetzt werde. Den Auftakt der Vortragsreihe machte Professorin Dr. Stefanie Schreiber, kommissarische Klinikdirektorin der Neurologie, und bot einen umfassenden Einblick in aktuelle Entwicklungen und Forschungsansätze an der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg. Professor Dr. Dimitrius Mougiakakos, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie, berichtete über große Fortschritte in der Zelltherapie zur Behandlung von Myasthenia gravis. Professor Dr. Martin Zenker hob die zentrale Rolle der Neurogenetik bei der Diagnose neuromuskulärer Erkrankungen hervor. Lora Lefterova, Funktionsoberärztin der Neurologie, präsentierte innovative Ansätze zur multimodalen Bildgebung, und Dr. Judith Wesenberg beleuchtete kognitive Veränderungen im Kontext von ALS. Nach einer kurzen Pause stellten Professor Vielhaber und Dr. Uta Beyer das Muskelzentrum Magdeburg vor. Anschließend erläuterte Professor Dr. Jens Schreiber neue Atemtherapien für fortgeschrittene neuromuskuläre Erkrankungen. Professorin Dr. Susanne Vogt betonte die wichtige Rolle psychologischer Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung. Den Abschluss bildete Chefärztin Dr. Sabine Lindquist mit einem Beitrag über das MZEB und die spezialisierte Versorgung von Erwachsenen mit Behinderung. Die Veranstaltung endete mit einer Besichtigung der Einrichtungen des Muskelzentrums und der kooperierenden Fachbereiche, darunter die Muskelambulanz, das EMG-Labor, MRT, Neurochemie und das Atemtherapiezentrum. Den Teilnehmenden wurden praxisnahe Einblicke in die interdisziplinäre Zusammenarbeit geboten. Pressestelle Uniklinikum Magdeburg
Blutgefäße als Schlüssel zu wirksameren Krebsimmuntherapien

Blutgefäße als Schlüssel zu wirksameren Krebsimmuntherapien

Info Forschungsteam der Universitäten Uppsala und Magdeburg erhält renommierten ERC Synergy Grant, um Immuntherapien gegen Krebs noch wirksamer zu machen. Ein internationales Forschungsteam der Universitäten Uppsala (Schweden) und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat den Synergy Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) erhalten – eine der bedeutendsten Forschungsförderungen Europas. Das Forscherteam besteht aus Professorin Anna Dimberg und Professor Magnus Essand aus dem Fachbereich für Immunologie, Genetik und Pathologie der Universität Uppsala sowie Professor Thomas Tüting, Direktor der Universitätshautklinik Magdeburg. Das Trio bündelt ihre komplementären Expertisen in dem Projekt VASC-IMMUNE mit dem Ziel, Blutgefäße in Krebsgeweben so zu verändern, dass Krebszellen besser von Abwehrzellen des Immunsystems erreicht und bekämpft werden können. Dieses wegweisende Projekt, das mit insgesamt 9,45 Mio. Euro gefördert wird, könnte einen entscheidenden Durchbruch in der Krebsimmuntherapie bedeuten. Die erfolgreiche Einführung der Immuntherapie in den letzten 10 Jahren markiert einen Paradigmenwechsel in der Krebsbehandlung. Bahnbrechend war die Entwicklung von Antikörpern, die an sogenannte Immun-Checkpoint-Rezeptoren binden, als neue Form der Behandlung. Diese Rezeptoren befinden sich auch auf der Oberfläche von Zellen der erworbenen Immunabwehr, den sogenannten T-Zellen, und regulieren wichtige Abwehrfunktionen. Im Krebsgewebe begrenzen die Rezeptoren die Fähigkeit von T-Zellen, bösartige Zellen anzugreifen und zu zerstören. Eine Hemmung ihrer Funktion durch Antikörper löst diese „Bremse“ im Immunsystem und kann so die Überlebenschancen von vielen Patientinnen und Patienten erheblich verbessern. Allerdings setzt der Erfolg dieser Behandlung voraus, dass ausreichend spezifische T-Zellen in das Krebsgewebe eindringen können. Da T-Zellen das Krebsgewebe über den Blutkreislauf erreichen, spielen Blutgefäße eine Schlüsselrolle für die Rekrutierung. Dabei kommunizieren Zellen der Blutgefäße, die sogenannten Endothelzellen, und Zellen des Immunsystems in Krebsgeweben miteinander und beeinflussen sich wechselseitig. Zusammen bestimmen sie maßgeblich wie sich die Zusammensetzung und Funktion der Blutgefäß- und Immun-Landschaft in Krebsgeweben entwickelt. Die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen sind jedoch noch weitgehend unbekannt. Das VASC-IMMUNE-Projekt untersucht die Interaktion zwischen Blutgefäß- und Immunzellen in Krebsgeweben und konzentriert sich dabei zum einen auf den schwarzen Hautkrebs (das Melanom), bei dem viele Patientinnen und Patienten von einer Immuntherapie profitieren, und zum anderen auf bösartige Hirntumoren (das Glioblastom), bei denen bisherige Ansätze der Immuntherapie wirkungslos waren. „Wir werden die Tatsache nutzen, dass einige Patientinnen und Patienten mit einem fortgeschrittenen Melanom sehr gut auf eine Immuntherapie ansprechen, andere dagegen überhaupt nicht“, erklärt Professor Tüting. „Wir wissen, dass die Immuntherapie gerade dann besonders erfolgreich ist, wenn bereits viele T-Zellen in das Krebsgewebe eindringen konnten. Sie befinden sich oft in der Nähe von spezialisierten Endothelzellen zusammen mit weiteren Immunzellen in sogenannten Immune Hubs. Durch sehr detaillierte zelluläre und molekulare Untersuchungen der Blutgefäß- und Immun-Landschaften in den Gewebeproben von Patientinnen und Patienten, die entweder sehr gut oder überhaupt nicht auf die Immuntherapie ansprechen, hoffen wir, Faktoren zu identifizieren, die die reziproke Interaktion zwischen Endothel- und Immunzellen und damit die Wirkung der Immuntherapie steuern.“ Professorin Anna Dimberg erklärt: „Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit den Blutgefäßen von Glioblastomen und ihrer Interaktion mit Immunzellen. Ich bin zuversichtlich, dass wir durch eine vergleichende Untersuchung der Blutgefäß- und Immun-Landschaften von Melanomen und Glioblastomen zentrale molekulare Schalter in Endothelzellen, die so genannten Transkriptionsfaktoren, identifizieren können, die die Interaktion mit Immunzellen steuern. Mit diesen Transkriptionsfaktoren können wir die Funktion der Blutgefäße im Krebsgewebe so umprogrammieren, dass sie die Rekrutierung der T-Zellen und die Ausbildung von Immune Hubs für deren Aktivierung unterstützen.“ Die gezielte Umprogrammierung von Blutgefäßen in Krebsgeweben bei Patientinnen- und Patienten stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Professor Essand betont: „Der Beitrag meiner Forschungsgruppe wird darin bestehen, einen neuartigen viralen Vektor zu entwickeln, der gezielt Blutgefäße in Krebsgeweben verändern kann, während normale Blutgefäße in anderen Geweben verschont bleiben. Wir haben in Mausmodellen von Glioblastomen bereits gezeigt, dass dies möglich ist. Nun wollen wir diese Erkenntnisse auch auf den Menschen übertragen – nicht nur bei Melanomen und Glioblastomen, sondern letztlich auch bei anderen Krebsarten. Deshalb ist dieses Projekt so vielversprechend.“ Das auf sechs Jahre angelegte Projekt startet in der ersten Jahreshälfte 2025. Das Team plant eine enge Zusammenarbeit, um gemeinsam Daten und Fachwissen auszutauschen und eine inspirierende Umgebung für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schaffen. Das European Research Council (ERC) fördert internationale Spitzenforschung in der EU. Mehr Informationen: https://erc.europa.eu/apply-grant/synergy-grant Wissenschaftliche Kontakte: Prof. Dr. med. Thomas Tüting , Direktor der Universitätshautklinik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tel.: 0391/6715249, thomas.tueting@med.ovgu.de Prof. Dr. Anna Dimberg , Fachbereich für Immunologie, Genetik und Pathologie der Universität Uppsala, anna.dimberg@igp.uu.se Prof. Dr. Magnus Essand, Fachbereich für Immunologie, Genetik und Pathologie der Universität Uppsala, magnus.essand@igp.uu.se
Schonende Therapie für Frauen mit chronischen Schmerzen

Schonende Therapie für Frauen mit chronischen Schmerzen

Info An der Universitätsmedizin Magdeburg wird die Vagusnervstimulation als Schmerztherapie nach gynäkologischen Eingriffen erforscht. Frauen leiden häufig unter chronischen Schmerzen, insbesondere nach Operationen. An der Universitätsmedizin Magdeburg wird in einer aktuellen Studie eine vielversprechende, nicht-invasive Therapiemethode untersucht: die Stimulation des Vagusnervs im Ohrbereich. Ziel der Studie ist es, die Wirksamkeit dieser sanften Behandlung zur Schmerzlinderung nach gynäkologischen Eingriffen zu überprüfen und somit eine schonende Alternative zu bestehenden Schmerztherapien anzubieten. In der Studie, die von der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Magdeburg in Kooperation mit der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin Magdeburg durchgeführt wird, verwenden die Patientinnen ein kleines Gerät, das etwa so groß wie ein Smartphone ist. An diesem Gerät sind Elektroden befestigt, die über einen Clip am Ohr der Patientin angebracht werden und mit sanften elektrischen Impulsen den Vagusnerv stimulieren – ohne einen Eingriff in den Körper. Der Vagusnerv verläuft vom Gehirn durch den Hals bis in den Bauch und steuert wichtige Körperfunktionen wie Herzschlag, Verdauung und Schmerzempfinden. Durch die gezielte Stimulation dieses Nervs kann die Weiterleitung von Schmerzsignalen reduziert und die körpereigene Schmerzregulierung aktiviert werden. „Diese Methode hat in bisherigen Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt und könnte eine schonende und wichtige Ergänzung der bestehenden Therapien zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen sein“, erklärt Dr. med. Caroline Rometsch, Leiterin der Studie an der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Magdeburg. Die Vagusnervstimulation wird derzeit bei Patientinnen der Universitätsfrauenklinik angewendet, die sich nach gynäkologischen Eingriffe wie zum Beispiel Kaiserschnitten in Behandlung befinden. Was diese Behandlung so besonders macht: „Patientinnen können das Stimulationsgerät nach der Operation selbst bedienen und die Intensität der elektrischen Impulse individuell anpassen. Das ermöglicht eine sehr persönliche und bedarfsgerechte Schmerztherapie“, ergänzt Prof. Dr. med. Atanas Ignatov, Direktor der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin. Die Forschenden wollen durch die Studie wertvolle Erkenntnisse darüber gewinnen, wie gut die Therapie im Alltag funktioniert. „Die transkutane Vagusnervstimulation könnte langfristig helfen, chronische Schmerzen zu verhindern, die viele Frauen nach Operationen entwickeln“, sagt Rosa Butzlaff, Medizinstudentin und Doktorandin an der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Die Studie könnte zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung schonender und effektiverer Schmerzbehandlungen leisten. Prof. Dr. med. Florian Junne, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, erklärt: „Wir möchten unser therapeutisches Angebot kontinuierlich weiterentwickeln, um Menschen, die unter Schmerzsymptomen leiden, noch besser helfen zu können.“ Die Forschung zielt darauf ab, neue, patientenfreundliche Behandlungsmöglichkeiten zu schaffen, die eine sichere und wirksame Schmerzlinderung ermöglichen. Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. med. Caroline Rometsch , Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tavus@med.ovgu.de
5 Mio. Euro für innovative Zell- und Immuntherapien „Made in Magdeburg“

5 Mio. Euro für innovative Zell- und Immuntherapien „Made in Magdeburg“

Info An der Universitätsmedizin Magdeburg wird eine interdisziplinäre Forschungsinitiative gestartet, um innovative Zell- und Immuntherapien zu entwickeln. Ziel des Forschungsprojekts „ZELL-THEMA“ ist es, neuartige Zell- und Immuntherapien noch sicherer, effektiver und für schwerkranke Patientinnen und Patienten mit Krebs- sowie Autoimmunerkrankungen breiter verfügbar zu machen. Im Rahmen dieses zukunftsweisenden Projektes werden an der Universitätsmedizin Magdeburg die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Zellprodukten verbessert, neue Therapeutika entwickelt und Produktionsprozesse optimiert, wobei ein klarer Fokus auf standortübergreifender Zusammenarbeit liegt. Langfristig sollen die entwickelten Therapieverfahren in die klinische Versorgung überführt und neue Behandlungsstandards etabliert werden. Die Förderung für die nächsten drei Jahre in Höhe von knapp 5 Millionen Euro erfolgt durch das Wissenschaftsministerium Sachsen-Anhalt aus Mitteln für die Förderung von Forschung und Innovation des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). „Das zugrundeliegende Prinzip von Zell- und Immuntherapien besteht darin, das körpereigene Immunsystem so umzuprogrammieren, dass es bösartige Zellen selbstständig erkennt und bekämpft“, erklärt Prof. Dr. med. Dimitrios Mougiakakos, Direktor der Universitätsklinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie Magdeburg und Leiter des Forschungsprojekts. Doch was so simpel klingt, beruht auf komplexen Prozessen der Immunabwehr und beschäftigt die Wissenschaft weltweit bereits seit Jahrzehnten. Der Experte für Zell- und Immuntherapien erläutert: „Die Fortschritte in diesem Bereich, insbesondere durch Verfahren wie die CAR-T-Zelltherapie, sind bemerkenswert. Sie hat sich bereits bei der Behandlung von bestimmten Blut- bzw. Lymphdrüsenkrebserkrankungen, wie der akuten lymphatischen Leukämie, bewährt und bietet nahezu unbegrenzte Anwendungsmöglichkeiten. In Magdeburg konnten wir bereits erste international sichtbare Erfolge bei der Übertragung dieser Therapie auf Autoimmunerkrankungen wie die Myasthenia gravis, eine schwere Muskelschwäche, erzielen. Die in Magdeburg weltweit erste so behandelte Patientin, die auf den Rollstuhl angewiesen war, kann heute über ein Jahr nach der Zelltherapie wieder normal laufen und nimmt keine Medikamente mehr.“ Prof. Mougiakakos hat die so genannte CAR-T-Zell-Therapie als einer der ersten Mediziner in Deutschland klinisch eingesetzt und ist maßgeblich an einer Vielzahl von klinischer und präklinischer Arbeiten zu Wirksamkeit und Verträglichkeit beteiligt. Er unterstreicht das enorme Potenzial dieser Forschung: „Mit den neuen Ansätzen schaffen wir in Magdeburg die Grundlage für die Weiterentwicklung von Zell- und Immuntherapien. Unser Ziel ist es, nicht nur bestehende Therapien zu verbessern, sondern auch neue Anwendungsgebiete zu erschließen – insbesondere im Bereich der Autoimmunerkrankungen.“ Die Vernetzung von Wissen und Technologien auf regionaler und überregionaler Ebene sei dabei entscheidend. „Das Universitätsnetzwerk, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie beispielsweise das Max-Planck-Institut für Verfahrenstechnik und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, aber auch die länderübergreifende Zusammenarbeit mit Forschungsverbünden in Sachsen und Thüringen sowie Partnern aus der Industrie, bieten ideale Voraussetzungen für gemeinsame Entwicklungsprojekte. Dadurch schaffen wir in dieser Region ein einzigartiges Ökosystem, das die schnelle Translation von Forschungsergebnissen in klinische Anwendungen ermöglicht und einen wesentlichen Beitrag zur personalisierten Präzisionsmedizin leistet.“ Auch die Dekanin der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Daniela Dieterich, unterstreicht die Bedeutung des Projekts: „Diese Förderung ist ein weiterer Beleg für die herausragende Forschungsarbeit an der Universitätsmedizin Magdeburg. Unsere Expertise in den Bereichen Immunologie und Neurowissenschaften bildet die ideale Grundlage, um das Projekt erfolgreich voranzutreiben und die national sowie international anerkannte Position der Universitätsmedizin Magdeburg in dem hochinnovativen Feld der Zell- und Immuntherapien weiter zu stärken. Durch unseren interdisziplinären Ansatz schaffen wir zudem neue Möglichkeiten für den Wissens- und Technologietransfer auch über Ländergrenzen hinweg. So legen wir den Grundstein für zukünftige Innovationen und verbessern langfristig die Behandlungsmöglichkeiten für unsere Patientinnen und Patienten.“ Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann erklärte: „Die Universitätsmedizin Magdeburg leistet bereits heute insbesondere in den Bereichen Immunologie und Neurowissenschaften erstklassige Forschungsarbeit. Diese erfolgreiche Entwicklung wollen wir in den kommenden Jahren weiter konsequent seitens des Wissenschaftsministeriums unterstützen, indem wir ambitionierte wie vielversprechende Forschungsvorhaben finanziell fördern. Wir stärken damit neben der Innovations- auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unimedizinstandorts Magdeburg vor allem im Ringen um kluge Köpfe nachhaltig.“ Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf drei zentrale Schwerpunkte: Herstellung und Optimierung von Zelltherapien: Eine Plattform zur Herstellung von Zellpräparaten wird aufgebaut, um die Effizienz und Qualität der Produktion zu steigern. Besonders im Fokus stehen CAR-T-Zellen, die für klinische Studien und experimentelle Anwendungen in hoher Qualität bereitgestellt werden sollen. Diese Plattform erleichtert die standortübergreifende Zusammenarbeit. Anwendung von CAR-T-Zellen in klinischen Studien: Das Projekt zielt darauf ab, klinische Studien zu konzipieren und die CAR-T-Zelltherapie dabei nicht nur in der Krebsbehandlung, sondern auch für Autoimmunerkrankungen wissenschaftlich zu untersuchen. Verbesserung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Zelltherapien: Ein Schwerpunkt des Projekts ist es, Zelltherapien noch wirksamer und besser verträglich zu machen. Aufgrund der ausgewiesenen Expertise des Forschungsstandorts Magdeburg liegt ein besonderer Fokus unter anderem darauf, herauszufinden, wie diese Zell- und Immuntherapien das Gehirn und die geistige Leistungsfähigkeit beeinflussen. Hintergrund CAR-T-Zelltherapie: Die CAR-T-Zelltherapie ist bereits an der Universitätsmedizin Magdeburg gut etabliert. Bei dem Verfahren handelt es sich um eine zelluläre Immuntherapie zur Behandlung von hämatologischen Erkrankungen wie Blutkrebs. Dabei werden T-Zellen (weiße Blutkörperchen) aus dem Blut des Patienten/der Patientin entnommen und im Labor genetisch verändert, um spezielle Rezeptoren (CARs) zu bilden. Diese Rezeptoren helfen den T-Zellen, Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Die vermehrten, modifizierten T-Zellen werden dann per Infusion wieder in den Körper des Patienten/der Patientin zurückgeführt, wo sie gezielt gegen die Krebszellen vorgehen. Die Therapie ist mit bis zu fünf Wochen Herstellungszeit und Kosten von bis zu 300.000 Euro äußerst aufwändig und kostenintensiv. Wissenschaftlicher Kontakt: Prof. Dr. med. Dimitrios Mougiakakos , Direktor der Universitätsklinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie, Tel.: +49-391-67-13266, dimitrios.mougiakakos@med.ovgu.de