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Historisch-kritische Edition des Briefwechsels von Christian Thomasius (1655-1728)
Finanzierung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ;
Historisch-kritische Edition des Briefwechsels von Christian Thomasius (1655-1728)
Projektleitung: Dr. Frank Grunert, Prof. Dr. Daniel Fulda
Herausgeber: Dr. Frank Grunert, Dr. Matthias Hambrock, Dr. Martin Kühnel

Wiss. Hilfskräfte: Paula Sturm, Moritz Waitschies

Seit Mai 2010 fördert die DFG die historisch-kritische Edition der Gesamtkorrespondenz des hallischen Juristen und Philosophen Christian Thomasius. Das Vorhaben erfüllt ein seit Langem für dringlich befundenes Desiderat und trägt der außerordentlichen Bedeutung von Thomasius für die Formierung der Aufklärung in Deutschland Rechnung. Die systematische Erschließung dieses Quellenbestandes macht erstmals den genauen Nachvollzug sowohl der Entwicklung von Thomasius' facettenreichem Œuvre als auch seiner Biografie möglich.
Thomasius: "Wissen(schafts)manager" der Frühaufklärung
Der Briefwechsel vermittelt ein vielgestaltiges Bild von Thomasius als Hochschullehrer in Leipzig und Halle, ‚Wissen(schaft)smanager‘, Netzwerker und als umstrittenen wie streitbaren Denker, der an wichtigen Auseinandersetzungen seiner Zeit teilgenommen oder sie sogar initiiert hat. Dabei geht es um die mitteldeutsche Wissenschaftslandschaft, die grundlegenden Debatten der Jahrzehnte um 1700 sowie mentalitäts-, ideengeschichtliche und soziale Umbrüche. Zudem vermittelt die Korrespondenz Kenntnisse über die Leipziger und die hallische Stadtgeschichte, über die vielfältigen Felder sächsischer bzw. brandenburgisch-preußischer Herrschaftsausübung und die Auswirkungen gesamteuropäischer Konfliktlagen.
Das Netzwerk
Unter den 277 bislang ermittelten Korrespondenten finden sich große Namen der frühaufklärerischen Res publica litteraria, wie Samuel Pufendorf oder - wenn auch nur mit wenigen Briefen - Gottfried Wilhelm Leibniz. Bemerkenswert ist die Korrespondenz zwischen Thomasius und seinem Gönner Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz, die sich über einen Zeitraum von 28 Jahren erstreckte. Auffällig sind die zahlreichen über August Hermann Francke und Philipp Jakob Spener hinausgehenden Kontakte zu Pietisten oder zu Repräsentanten nonkonformer protestantischer Glaubensströmungen, wie Friedrich Breckling, Gottfried Arnold oder Pierre Poiret. Ein großer Teil der überlieferten Schreiben stammt von heute kaum bekannten Personen, etwa Pastoren, Lehrern, Juristen und (ehemaligen) Studenten, die in der Regel nur mit einem oder sehr wenigen Briefen vertreten sind. Sie sprechen eine Fülle von Themen aus den verschiedensten Lebensbereichen an, so dass hier gelehrte Praxis in der Vielzahl ihrer alltäglichen Betätigungsfelder sichtbar wird. Auf unterschiedlichen Ebenen kommunizierte und agierte Thomasius als Lehrer, juristischer Berater, Amtsperson, Bürger und nicht zuletzt als Freund, der in juristischen, theologischen, konfessionellen, philosophischen, wissenschaftspolitischen und allgemein politischen Kontexten als ein versierter Gesprächspartner gern in Anspruch genommen wurde.
Der Bestand
Die erhaltene, über zahlreiche Archive des In- und Auslandes verstreute Korrespondenz erstreckt sich von 1679 bis zu Thomasius' Tod im Jahr 1728; sie besteht aus über 1.200 Schreiben, die entweder von Thomasius selbst verfasst oder an ihn gerichtet waren. Von den handschriftlich überlieferten Briefen stammen zwei Drittel aus Thomasius' Nachlass, der Rest geht überwiegend auf den amtlichen Schriftverkehr mit Landesherren, Ministerien oder Universitätsgremien zurück. Eine überraschend große Zahl von Hinweisen auf Thomasius' Korrespondenz (in Form von Erwähnungen oder auch längeren Zitaten) ließ sich in seinem eigenen Werk, in weiteren Druckschriften der Zeit sowie in den Briefwechseln anderer Gelehrter ausmachen. Dank dieser bezeugten Schreiben ist es möglich, etliche Überlieferungslücken in der Korrespondenz zu schließen.
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