Universität Halle wirbt weitere Humboldt-Professur ein: Elisabeth Décultot stärkt Aufklärungsforschung
von
Sarah Huke
Innerhalb kurzer Zeit ist es der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) erneut gelungen, eine Alexander von Humboldt-Professur einzuwerben. Nach dem Physiker Stuart Parkin erhält nun eine der international renommiertesten Aufklärungsforscherinnen den höchstdotierten internationalen Forschungspreis Deutschlands. Die französische Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Décultot forscht zurzeit am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Paris und ist die erste Literaturwissenschaftlerin überhaupt, die diesen Preis durch die Alexander von Humboldt-Stiftung erhält. Décultot soll zum kommenden Wintersemester nach Halle wechseln.
Mit dem Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) verfügt die MLU über ein Forschungszentrum, das weltweit als die wichtigste deutsche Adresse der Aufklärungsforschung gilt. „Mit der Berufung von Elisabeth Décultot können wir uns künftig noch stärker international vernetzen und auf einigen Gebieten eine führende Rolle spielen", sagt Prof. Dr. Daniel Fulda, geschäftsführender Direktor des IZEA.
Ausgebaut werden soll auch die Vorreiterrolle der MLU bei der Digitalisierung von Bibliotheksbeständen des 18. Jahrhunderts. „Ganz konkret soll das in einem Projekt mit der Französischen Nationalbibliothek münden", so Fulda. Für Décultot selbst biete der Wechsel von der Seine an die Saale hervorragende Forschungsmöglichkeiten direkt an einem der wichtigsten historischen Schauplätze der Aufklärung: „Gerade der Zusammenhang von Aufklärung und Klassizismus ist in Halle virulent, denn er ist historisch so eng mit der Region verknüpft wie mit keiner anderen in Deutschland", so Fulda.
Zur Finanzierung der Professur mit der Denomination „Neuzeitliche Schriftkultur und europäischer Wissenstransfer" stellt die Humboldt-Stiftung insgesamt 3,5 Millionen Euro für fünf Jahre zur Verfügung. Elisabeth Décultot wird dem Germanistischen Institut angehören und soll als Direktorin in das IZEA eintreten. Rektor Prof. Dr. Udo Sträter: „Ich freue mich, dass nach der Physik nun die Geisteswissenschaften über eine Professur der Alexander von Humboldt-Stiftung verfügen. Das ist ein sehr großer Erfolg und die Bestätigung herausragender Arbeit. Schließlich wird in keiner anderen deutschsprachigen Universität die Erforschung der Aufklärungsepoche so konzentriert und interdisziplinär betrieben wie an der Universität Halle."
Die 1968 geborene französische Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Décultot, seit 2005 als Forschungsprofessorin am CNRS Paris tätig, gilt weltweit als eine der am besten vernetzten Expertinnen für die Schriftkultur des 17. bis 19. Jahrhunderts. Sie arbeitet interdisziplinär, indem sie Fragen der Germanistik mit Problemen der Kunstgeschichtsschreibung, der Klassischen Archäologie sowie der philosophischen Ästhetik verbindet. Bahnbrechend wirkte ihr Buch über Johann Joachim Winckelmann, den „Vater der modernen Kunstgeschichtsschreibung". In akribischer Quellenanalyse wies Elisabeth Décultot erstmals das ebenso spannungsreiche wie produktive Verhältnis von sinnlicher Wahrnehmung und Büchergelehrsamkeit in Winckelmanns Arbeit nach. Damit stellte sie die Erforschung des europäischen Klassizismus sowie die Entstehungsgeschichte der modernen historischen Wissenschaften auf eine neue Grundlage. Weitere wegweisende Publikationen verbinden Fragestellungen der Ideengeschichte mit Ansätzen der Transferforschung. Elisabeth Décultot will mit ihren Arbeiten zeigen, wie Ideen, Texte und Wissen in anderen Kontexten produktiv übernommen, adaptiert, modifiziert und weitergeführt werden. Denn gerade mit Blick auf die Aufklärung sind die Beziehungen zwischen den europäischen Sprach- und Kulturräumen noch längst nicht zufriedenstellend erforscht.
Elisabeth Décultots internationales Ansehen bezeugen zahlreiche Einladungen an renommierte Forschungsstätten, wie das Getty Research Institute in Los Angeles (2005) und die University of Wisconsin in Madison (2009). 2008 war sie Visiting Scholar am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin. Zwischen 2008 und 2010 war sie Humboldt-Stipendiatin am Institut für Germanistik der Humboldt-Universität Berlin und an der Universität zu Köln. Das CNRS entsandte sie zudem für zwei Jahre an das Centre Marc Bloch in Berlin. Seit 2011 gehört Elisabeth Décultot dem wissenschaftlichen Beirat des Pariser Louvre an, wo sie 2010 eine Ausstellung kuratierte, ebenso dem Vorstand des Zentrums für Klassikforschung der Klassik Stiftung Weimar.
Hintergrund:
„Aufklärung - Religion -Wissen" heißt einer der Forschungsschwerpunkte der Universität. Er fokussiert die Geistes- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, insbesondere der Aufklärung und des Pietismus, und stützt sich auf die herausragende Bedeutung Mitteldeutschlands von der Zeit der Reformation bis zum Klassizismus sowie die Vorreiterrolle der 1694 gegründeten Reformuniversität Halle für die Aufklärung in Deutschland. Wesentliche Säule der Forschung ist das Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA), das eine zentrale Einrichtung der MLU ist. Sein Direktorium setzt sich aus neun Professorinnen und Professoren der Fächer Geschichte, Philosophie, Evangelische Theologie, Romanistik, Anglistik, Germanistik, Musikwissenschaft und Politikwissenschaft zusammen, die jeweils ihre Lehrstühle in den Philosophische Fakultäten I und II und der Theologischen Fakultät haben.
Mit dem Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) verfügt die MLU über ein Forschungszentrum, das weltweit als die wichtigste deutsche Adresse der Aufklärungsforschung gilt. „Mit der Berufung von Elisabeth Décultot können wir uns künftig noch stärker international vernetzen und auf einigen Gebieten eine führende Rolle spielen", sagt Prof. Dr. Daniel Fulda, geschäftsführender Direktor des IZEA.
Ausgebaut werden soll auch die Vorreiterrolle der MLU bei der Digitalisierung von Bibliotheksbeständen des 18. Jahrhunderts. „Ganz konkret soll das in einem Projekt mit der Französischen Nationalbibliothek münden", so Fulda. Für Décultot selbst biete der Wechsel von der Seine an die Saale hervorragende Forschungsmöglichkeiten direkt an einem der wichtigsten historischen Schauplätze der Aufklärung: „Gerade der Zusammenhang von Aufklärung und Klassizismus ist in Halle virulent, denn er ist historisch so eng mit der Region verknüpft wie mit keiner anderen in Deutschland", so Fulda.
Zur Finanzierung der Professur mit der Denomination „Neuzeitliche Schriftkultur und europäischer Wissenstransfer" stellt die Humboldt-Stiftung insgesamt 3,5 Millionen Euro für fünf Jahre zur Verfügung. Elisabeth Décultot wird dem Germanistischen Institut angehören und soll als Direktorin in das IZEA eintreten. Rektor Prof. Dr. Udo Sträter: „Ich freue mich, dass nach der Physik nun die Geisteswissenschaften über eine Professur der Alexander von Humboldt-Stiftung verfügen. Das ist ein sehr großer Erfolg und die Bestätigung herausragender Arbeit. Schließlich wird in keiner anderen deutschsprachigen Universität die Erforschung der Aufklärungsepoche so konzentriert und interdisziplinär betrieben wie an der Universität Halle."
Die 1968 geborene französische Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Décultot, seit 2005 als Forschungsprofessorin am CNRS Paris tätig, gilt weltweit als eine der am besten vernetzten Expertinnen für die Schriftkultur des 17. bis 19. Jahrhunderts. Sie arbeitet interdisziplinär, indem sie Fragen der Germanistik mit Problemen der Kunstgeschichtsschreibung, der Klassischen Archäologie sowie der philosophischen Ästhetik verbindet. Bahnbrechend wirkte ihr Buch über Johann Joachim Winckelmann, den „Vater der modernen Kunstgeschichtsschreibung". In akribischer Quellenanalyse wies Elisabeth Décultot erstmals das ebenso spannungsreiche wie produktive Verhältnis von sinnlicher Wahrnehmung und Büchergelehrsamkeit in Winckelmanns Arbeit nach. Damit stellte sie die Erforschung des europäischen Klassizismus sowie die Entstehungsgeschichte der modernen historischen Wissenschaften auf eine neue Grundlage. Weitere wegweisende Publikationen verbinden Fragestellungen der Ideengeschichte mit Ansätzen der Transferforschung. Elisabeth Décultot will mit ihren Arbeiten zeigen, wie Ideen, Texte und Wissen in anderen Kontexten produktiv übernommen, adaptiert, modifiziert und weitergeführt werden. Denn gerade mit Blick auf die Aufklärung sind die Beziehungen zwischen den europäischen Sprach- und Kulturräumen noch längst nicht zufriedenstellend erforscht.
Elisabeth Décultots internationales Ansehen bezeugen zahlreiche Einladungen an renommierte Forschungsstätten, wie das Getty Research Institute in Los Angeles (2005) und die University of Wisconsin in Madison (2009). 2008 war sie Visiting Scholar am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin. Zwischen 2008 und 2010 war sie Humboldt-Stipendiatin am Institut für Germanistik der Humboldt-Universität Berlin und an der Universität zu Köln. Das CNRS entsandte sie zudem für zwei Jahre an das Centre Marc Bloch in Berlin. Seit 2011 gehört Elisabeth Décultot dem wissenschaftlichen Beirat des Pariser Louvre an, wo sie 2010 eine Ausstellung kuratierte, ebenso dem Vorstand des Zentrums für Klassikforschung der Klassik Stiftung Weimar.
Hintergrund:
„Aufklärung - Religion -Wissen" heißt einer der Forschungsschwerpunkte der Universität. Er fokussiert die Geistes- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, insbesondere der Aufklärung und des Pietismus, und stützt sich auf die herausragende Bedeutung Mitteldeutschlands von der Zeit der Reformation bis zum Klassizismus sowie die Vorreiterrolle der 1694 gegründeten Reformuniversität Halle für die Aufklärung in Deutschland. Wesentliche Säule der Forschung ist das Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA), das eine zentrale Einrichtung der MLU ist. Sein Direktorium setzt sich aus neun Professorinnen und Professoren der Fächer Geschichte, Philosophie, Evangelische Theologie, Romanistik, Anglistik, Germanistik, Musikwissenschaft und Politikwissenschaft zusammen, die jeweils ihre Lehrstühle in den Philosophische Fakultäten I und II und der Theologischen Fakultät haben.
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