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Millionenförderung für exzellente Krebsforschung an der Universitätsmedizin Magdeburg
Millionenförderung für exzellente Krebsforschung an der Universitätsmedizin Magdeburg
von Sandra Michme

Die Stiftung Deutsche Krebshilfe vergibt 1,2 Millionen Euro Exzellenz-Förderung für die Erforschung der Bedeutung von Nervensignalen für die Interaktion zwischen Tumor- und Immunzellen in Krebsgeweben.
 
Die Entwicklung neuer Medikamente zur Verstärkung der Immunabwehr von Krebszellen zählt zu den bedeutendsten Fortschritten der Medizin in den letzten zehn Jahren. Neuere Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass auch Signale des Nervensystems an der Steuerung der Abwehrfunktionen von Immunzellen beteiligt sind.

Prof. Dr. med. Thomas Tüting, Direktor der Universitätshautklinik Magdeburg, baut in seinem Forschungsprojekt auf diesen Erkenntnissen auf und untersucht gemeinsam mit einem Team von Wissenschaftler:innen den Einfluss des peripheren Nervensystems auf die Interaktion zwischen Tumor- und Immunzellen. Ziel ist es dabei, die Wirksamkeit aktueller Krebsimmuntherapien weiter zu verbessern. Das Projekt wird von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen eines Exzellenz-Förderprogrammes mit 1,2 Millionen Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert und soll etablierten, exzellenten Wissenschaftler:innen den nötigen Freiraum geben, um neue Ideen zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen zu verfolgen.
 
"Wir wissen inzwischen, dass das Nervensystem bei der Krebsentstehung und bei der Ausbreitung von Krebszellen im Körper eine Rolle spielt. Nervensignale wirken auch auf die Immunabwehr. Deshalb wollen wir in unserem Forschungsprojekt die Mechanismen besser verstehen - das heißt, wie Zellen des Nerven- und des Immunsystems im Tumorgewebe untereinander kommunizieren und so das Tumorwachstum und die Ausbildung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen unmittelbar beeinflussen", erklärt Prof. Tüting. 
 
Die Wissenschaftler:innen vermuten, dass es spezifische, von peripheren Nervenzellen freigesetzte Botenstoffe gibt, die über ihre Bindungsstellen auf Zelloberflächen Immunabwehrfunktionen begrenzen und stattdessen eine das Tumorwachstum fördernde chronische Entzündung unterstützen. Durch eine therapeutische Blockade dieser als "Neuro-Immun-Checkpoints" wirkenden Botenstoffe könnte der Erfolg von Krebsimmuntherapien verbessert werden.
 
In seinem Forschungsprojekt setzt Prof. Tüting auf eine fachübergreifende Zusammenarbeit und die Stärken des Forschungsstandortes Magdeburg in den Bereichen der Immunologie und der Neurowissenschaften. "Wir arbeiten eng mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Institut für Molekulare und Klinische Immunologie und im benachbarten Leibniz-Institut für Neurobiologie zusammen", erläutert Prof. Tüting. Die Forscher:innen wenden in ihren Experimenten hochmoderne bildgebende Verfahren und neuartige genetische Methoden an, mit denen die Interaktionen zwischen Nervenzellen, Immunzellen und Tumorzellen im Tumorgewebe hochaufgelöst und dynamisch sichtbar gemacht werden können. "In diesen für unsere Forschung extrem wichtigen Bereichen sind wir in Magdeburg sehr gut aufgestellt", betont Prof. Tüting.  
 
Der 59-Jährige leitet seit 2015 die Universitätshautklinik in Magdeburg. Zuvor war Prof. Tüting an der Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie in Bonn tätig. Sein Medizinstudium absolvierte er an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. In einer Reihe von Forschungsprojekten entwickelte er neue experimentelle Modelle und Methoden, um die Rolle des Immunsystems bei der Entstehung bösartiger Tumore am Beispiel des schwarzen Hautkrebses besser zu verstehen. Prof. Tüting ist einer der Sprecher des Magdeburger Else-Kröner-Forschungskollegs. Der Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten erlangte auch die Zusatzbezeichnungen Allergologie sowie Medikamentöse Tumortherapie und Dermatohistologie.
 
Im Rahmen ihres neuen "Exzellenzförderprogramms für etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler" fördert die Deutsche Krebshilfe insgesamt sechs besonders innovative, aber auch "gewagte" Projekte ('High Risk - High Gain'). "Wir möchten den Forschenden damit den nötigen finanziellen und zeitlichen Freiraum geben, um richtungsweisende Ideen zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen umzusetzen und konzeptionell neue Wege zu gehen", sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. "Wir sehen darin die Chance auf einen wesentlichen Erkenntnisgewinn und das Potenzial, die Krebsmedizin entscheidend voranzubringen." Für das Programm hat die Deutsche Krebshilfe insgesamt rund 8,7 Millionen Euro für fünf Jahre bereitgestellt.