Die perfekte Alge : Suche nach neuen Algen als Nährstofflieferanten
von
Forschungsportal-Redaktion
Die Uni Halle sucht nach neuen Algen als Nährstofflieferanten. Was nach trockener Laborarbeit klingt, könnte schon bald neue Jobs schaffen.
Sie heißen Spirulina oder Chlorella - Mikroalgen, die schon heute als Lebensmittel zugelassen sind. Im altmärkischen Klötze züchtet das französische Unternehmen "Roquette" Chlorella seit Jahren. Verarbeitet wird sie zu Nahrungsergänzungsmitteln oder Algenbrause - ein Zukunftsmarkt, glaubt man Experten.
Tatsächlich enthält Chlorella für die Lebensmittelindustrie interessante Substanzen, darunter Vitamin B12, Eisen, ungesättigte Fettsäuren und viel Protein. Auch auf andere Algen-Arten dürfte das zutreffen.
Über die meisten ist bislang allerdings wenig bekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass es weltweit bis zu 500.000 Algenarten gibt. Sie wachsen nicht nur in Meeren und Seen, sondern auch in Pfützen, auf Baumrinden oder Verkehrsschildern. Nur 43.000 Arten sind nach Angaben der Uni Halle bislang wissenschaftlich beschrieben. Ganze 20 werden industriell genutzt.
Das dürfte sich ändern. Die Industrie hat die Algen für sich entdeckt. "International gibt es viel Forschung", sagt Toni Meier, Ernährungswissenschaftler an der Uni Halle. Länder wie die USA, Japan oder Spanien nutzten Algen bereits in größerem Maßstab. Statt in lichtdurchlässigen Glasröhren wie in Klötze wachsen sie dort aber meist in Teichen oder im Meer.
1,2 Millionen Euro vom Bund
Deutschland zieht nun nach. Gemeinsam mit den Unis Jena, Leipzig sowie der Hochschule Anhalt hat die Uni Halle ein Projekt zur Erforschung von Algen aufgelegt. Das Vorhaben unter dem Titel "Noval" wird mit 1,2 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert. Es soll herausfinden, welche Algen-Arten sich als Lieferanten für gesundheitsfördernde Nährstoffe eignen.
Besonders im Blick haben die Wissenschaftler dabei neben Vitaminen die Omega-3-Fettsäuren. Der menschliche Körper braucht diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren, sie gelten als sehr gesund, etwa für Herz-Kreislauf- und Nervensystem. Fisch und Meeresfrüchte sind bislang die wichtigste Quelle, sagt Toni Meier vom Projekt. Der Bedarf an den Nährstoffen steige, gleichzeitig seien die Meere vielerorts schon heute überfischt. Algen könnten hier zu einer echten Alternative werden. Damit sich das rechnet, müssen sie allerdings genügend Omega-3-Fettsäuren produzieren.
Welche Arten besonders produktiv sind, wollen die Wissenschaftler in den kommenden drei Jahren herausfinden. Dabei teilen sie sich die Arbeit auf. Alles beginnt im Labor an der Hochschule Anhalt in Köthen. Hier werden die Algen in Inkubatoren gezüchtet, sagt Meier. Vielversprechende Kandidaten gehen dann an die Uni Halle. Dort analysieren die Wissenschaftler die enthaltenen Nährstoffe. Bleibt eine Alge im Rennen, folgt die Untersuchung auf Giftstoffe - das soll an der Uni in Leipzig passieren.
Gilt eine Alge als unbedenklich und gesund, sollen Testpersonen sie an der Uni Jena probieren. Die Wissenschaftler wollen dabei Effekte auf den Körper untersuchen.
Algeneis, Pasta, Getränke
Was die erwartete Ausbeute interessanter Arten angeht, geben sich die Wissenschaftler bescheiden. "Wenn wir bei zwei bis drei landen, ist das viel" sagt Toni Meier. Dafür soll bereits im letzten Fünftel des Projekts gemeinsam mit Partnerunternehmen ein "Pilotlebensmittel" hergestellt werden. Meier hält unmittelbare Effekte auf die Wirtschaft für möglich. "Infolge des Projekts könnten neue Arbeitsplätze in der Region entstehen", sagt er. Denkbar seien Produkte wie Algeneis, Pasta, Getränke oder Pesto. Nicht nutzbare Reststoffe der Algen könnten zugleich als Dünger verwendet werden.
Das Potenzial der Algen sieht Meier mit der Herstellung gesundheitsfördernder Nährstoffe allerdings nicht erschöpft. "Algen sind auch eine interessante Quelle für Eiweiß", sagt der Wissenschaftler. Bis 2050 rechne die Welt mit 10,5 Milliarden Menschen. Die müssen ernährt werden. Die verfügbare Anbaufläche der Landwirtschaft könnte dafür knapp werden. Meier setzt auf die kleinen grünen Alleskönner. "Wenn man den Bedarf an Eiweiß mit Algen decken könnte, wäre das großartig."
Autor: Alexander Walter | Volksstimme
Sie heißen Spirulina oder Chlorella - Mikroalgen, die schon heute als Lebensmittel zugelassen sind. Im altmärkischen Klötze züchtet das französische Unternehmen "Roquette" Chlorella seit Jahren. Verarbeitet wird sie zu Nahrungsergänzungsmitteln oder Algenbrause - ein Zukunftsmarkt, glaubt man Experten.
Tatsächlich enthält Chlorella für die Lebensmittelindustrie interessante Substanzen, darunter Vitamin B12, Eisen, ungesättigte Fettsäuren und viel Protein. Auch auf andere Algen-Arten dürfte das zutreffen.
Über die meisten ist bislang allerdings wenig bekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass es weltweit bis zu 500.000 Algenarten gibt. Sie wachsen nicht nur in Meeren und Seen, sondern auch in Pfützen, auf Baumrinden oder Verkehrsschildern. Nur 43.000 Arten sind nach Angaben der Uni Halle bislang wissenschaftlich beschrieben. Ganze 20 werden industriell genutzt.
Das dürfte sich ändern. Die Industrie hat die Algen für sich entdeckt. "International gibt es viel Forschung", sagt Toni Meier, Ernährungswissenschaftler an der Uni Halle. Länder wie die USA, Japan oder Spanien nutzten Algen bereits in größerem Maßstab. Statt in lichtdurchlässigen Glasröhren wie in Klötze wachsen sie dort aber meist in Teichen oder im Meer.
1,2 Millionen Euro vom Bund
Deutschland zieht nun nach. Gemeinsam mit den Unis Jena, Leipzig sowie der Hochschule Anhalt hat die Uni Halle ein Projekt zur Erforschung von Algen aufgelegt. Das Vorhaben unter dem Titel "Noval" wird mit 1,2 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert. Es soll herausfinden, welche Algen-Arten sich als Lieferanten für gesundheitsfördernde Nährstoffe eignen.
Besonders im Blick haben die Wissenschaftler dabei neben Vitaminen die Omega-3-Fettsäuren. Der menschliche Körper braucht diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren, sie gelten als sehr gesund, etwa für Herz-Kreislauf- und Nervensystem. Fisch und Meeresfrüchte sind bislang die wichtigste Quelle, sagt Toni Meier vom Projekt. Der Bedarf an den Nährstoffen steige, gleichzeitig seien die Meere vielerorts schon heute überfischt. Algen könnten hier zu einer echten Alternative werden. Damit sich das rechnet, müssen sie allerdings genügend Omega-3-Fettsäuren produzieren.
Welche Arten besonders produktiv sind, wollen die Wissenschaftler in den kommenden drei Jahren herausfinden. Dabei teilen sie sich die Arbeit auf. Alles beginnt im Labor an der Hochschule Anhalt in Köthen. Hier werden die Algen in Inkubatoren gezüchtet, sagt Meier. Vielversprechende Kandidaten gehen dann an die Uni Halle. Dort analysieren die Wissenschaftler die enthaltenen Nährstoffe. Bleibt eine Alge im Rennen, folgt die Untersuchung auf Giftstoffe - das soll an der Uni in Leipzig passieren.
Gilt eine Alge als unbedenklich und gesund, sollen Testpersonen sie an der Uni Jena probieren. Die Wissenschaftler wollen dabei Effekte auf den Körper untersuchen.
Algeneis, Pasta, Getränke
Was die erwartete Ausbeute interessanter Arten angeht, geben sich die Wissenschaftler bescheiden. "Wenn wir bei zwei bis drei landen, ist das viel" sagt Toni Meier. Dafür soll bereits im letzten Fünftel des Projekts gemeinsam mit Partnerunternehmen ein "Pilotlebensmittel" hergestellt werden. Meier hält unmittelbare Effekte auf die Wirtschaft für möglich. "Infolge des Projekts könnten neue Arbeitsplätze in der Region entstehen", sagt er. Denkbar seien Produkte wie Algeneis, Pasta, Getränke oder Pesto. Nicht nutzbare Reststoffe der Algen könnten zugleich als Dünger verwendet werden.
Das Potenzial der Algen sieht Meier mit der Herstellung gesundheitsfördernder Nährstoffe allerdings nicht erschöpft. "Algen sind auch eine interessante Quelle für Eiweiß", sagt der Wissenschaftler. Bis 2050 rechne die Welt mit 10,5 Milliarden Menschen. Die müssen ernährt werden. Die verfügbare Anbaufläche der Landwirtschaft könnte dafür knapp werden. Meier setzt auf die kleinen grünen Alleskönner. "Wenn man den Bedarf an Eiweiß mit Algen decken könnte, wäre das großartig."
Autor: Alexander Walter | Volksstimme
weitere Informationen :
Institut für Agrar-und Ernährungswissenschaften Halle
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