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Die Transformation sozialer Identitäten im Zuge der Neuen Genetik: Rasse , Ethnizität und Staatsbürgerschaft
Finanzierung:
Land (Sachsen-Anhalt) ;
Mein aktuelles Forschungsprojekt zur Transformation sozialer Identitäten im Zuge der Neuen Genetik ist an der Schnittstelle zwischen Ethnologie, Philosophie und den Lebenswissenschaften angesiedelt. Im Mittelpunkt stehen Übersetzungsprozesse zwischen Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und Öffentlichkeit. Konkret beschäftige ich mich mit neuen Technologien zur genetischen Herkunftsbestimmung und deren Auswirkungen auf die Konzeption von Verwandtschaft und Differenz. Beim sogenannten Genetic Ancestry Testing handelt es sich um ein Verfahren, mit Hilfe dessen auf der Basis der Analyse bestimmter genetischer Marker (Single Nucleotid Polymorphisms oder SNPs, zusammengefasst in Haplogruppen), die im nicht-kombinierbaren Erbmaterial der männlichen Y-Chromosomen oder der Mitochondrien-DNA verortet werden, statistische Überlegungen über die historische Mitgliedschaft eines Individuums zu einer (oder mehreren) Bevölkerungsgruppe/n angestellt werden. Das Ancestry Testing hat vielfache Bezüge zur Populationsgenetik und zur medizinischen Forschung. Popularisiert wurde es in jüngerer Zeit als kommerzielles Angebot für Genealogie-Interessierte. Die Klassifikation von Gruppen folgt dabei bekannten (und weithin umstrittenen) Kategorisierungen von Rasse und Ethnizität , die nunmehr eher als biologische denn als soziale Realität erscheinen.             Die darin ablesbare Tendenz zur Rebiologisierung von Identität stellt eine Herausforderung für die sozialwissenschaftliche Diskussion dar, der ich im Sinne einer interdisziplinären Idee von Koproduktion begegnen möchte. Dieser wissenschaftstheoretische Ansatz betont die gegenseitige Bedingtheit von wissenschaftlicher Erkenntnis und gesellschaftlicher Realität, die eine strikte Trennung der Sphären des Biologischen, des Sozialen und des Intellektuellen widerlegt. Die Neue Genetik im Allgemeinen und die Populationsgenetik im Besonderen werfen Fragen auf, die die Konstitution des Selbst im Rahmen neuer Kollektivitäten, die Herausbildung von wissenschaftlichen Klassifikationen, die Produktion und Repräsentation von Wissen sowie den Zusammenhang von (kulturellem) Erbe und (biologischer) Vererbung betreffen. Innerhalb dieses Zusammenhanges untersuche ich die Anwendung des Genetic Ancestry Testing im afro-diasporischen Kontext. Dabei interessiert mich insbesondere die Translation symbolischer Kategorien von Zugehörigkeit in biologische Verwandtschaftskonzepte. Die wenigen bisher existierenden Studien zu diesem Thema untersuchen in erster Linie die mediale Repräsentation der Gentests sowie die Motivation der Konsumenten. Keinerlei Beachtung findet dagegen die Spiegelung und Brechung des Ancestry Testing in der Migrations- und Identitätspolitik afrikanischer Nationen und deren Praxis von Staatsbürgerschaft. Diese steht daher im Mittelpunkt meiner Analyse.

Schlagworte

Ethnicity, citizenship, genealogy, genetics, race
Kontakt

Dr. Katharina Schramm

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Philosophische Fakultät I

Institut für Ethnologie und Philosophie

Reichardtstr. 11

06114

Halle (Saale)

Tel.:+49 345 5524198

katharina.schramm(at)ethnologie.uni-halle.de

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