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Semi-automatische Differenzanalyse von komplexen Textvarianten
Projektbearbeiter:
André Gießler, Sylwia Kösser, Marcus Pöckelmann, Susanne Schütz
Finanzierung:
Bund;
Eine der zentralen, von bisherigen Projekten zur informatikgestützten Editionsphilologie wegen ihrer komplexen Erfordernisse jedoch nahezu vollkommen unbearbeiteten Aufgaben ist die Feststellung der Abhängigkeit von zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstandenen Textzeugnissen ( genetische Edition ). Für die Edition handschriftlicher Textzeugnisse bezieht sich dies vor allem auf die editionsphilologisch zentrale Frage des Zusammenhangs unterschiedlicher Handschriften und ihrer Filiation untereinander (Abschriften von unterschiedlichen Ausgangstexten, Identifikation eines, ggf. auch mehrerer Überlieferungs- Grundtexte , Dokumentation regionaler Sprach-, ggf. auch Abschriftfehler-Varianten zur Erschließung einer Manuskript-Herkunft, usw.). Die Problematik stellt sich bei gedruckten Texten aber grundsätzlich ähnlich, wenn der Text starke Überarbeitungsprozesse erfahren hat, also eine über kleinere Text- und Druckvarianten hinausgehende komplexe Textsituation aufweist, bei der zwischen unterschiedlichen Fassungen Textstreichungen, Textzufügungen in größerem Umfang, Umstellung von Textteilen an andere Orte usw. auftreten und diese Prozesse nachvollzogen und dargestellt werden müssen.

Im Rahmen des Projektes sollen Teilprozesse der philologischen Arbeit zur Filiation von Überlieferungsvarianten eines Textes und zur Rekonstruktion der Textgenese bei Existenz einer Vielzahl von Varianten herausgearbeitet werden, die mit informationstechnologischen Methoden und Werkzeugen unterstützt werden können. Entsprechende, an das jeweilige Textcorpus angepasste Methoden und Werkzeuge sollen entworfen, implementiert und evaluiert werden. Die für die unterschiedlichen Textcorpora erarbeiteten Problemstellungen und Methoden sind anschließend auf Gemeinsamkeiten zu prüfen und wenn immer möglich zu generischen Methoden zu verallgemeinern, sodass diese mit angepassten aktuellen Parametern versehen wieder auf die konkreten Text­corpora effektiv anwendbar sind.

Im Mittelpunkt des Projektes steht die Differenzanalyse von Textvarianten. Hierfür sind generische Methoden notwendig bzw. sinnvoll, da sich die Merkmale, nach denen klassifiziert werden soll, von Fragestellung zu Fragestellung unterscheiden können. Neben den eigentlichen Methoden zur Unterstützung der Differenzierung von Texten spielt die Visualisierung der Varianten eines Textes zusammen mit deren eigentümlichen Gemeinsamkeiten und Differenzen eine zentrale Rolle im Rahmen der Interaktion des Philologen mit den Verfahren.

Wichtig sind dabei aus philologischer Sicht insbesondere zwei Punkte, nämlich zum einen eine durch Philologen möglichst einfache (intuitive) Handhabung der Werkzeuge und zweitens eine möglichst so gestaltete Verallgemeinerung der Werkzeuge, dass für ein konkretes Vorhaben ein nur begrenzter und bei Arbeitsbeginn abschätzbarer Anpassungsbedarf der Werkzeuge erforderlich ist.

Schlagworte

Editionswissenschaften, Germanistik, Informatik, Romanistik, eHumanities

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