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Healthcare needs among unaccompanied minor refugees: A qualitative study explaining access and utilization across place and gender (UMR)
Finanzierung:
Haushalt;
Hintergrund

In Deutschland haben 2016/2017 ca. 45.000 unbegleitete minderjährige Geflüchtete einen Asylantrag gestellt. Die Gruppe der unaccompanied minor refugees (UMRs) gilt Studien zufolge als besonders vulnerabel und risikobelastet für (post-)traumatische Erfahrungen. Die jungen Geflüchteten befinden sich ferner durch ihre Minderjährigkeit in einer Lebensphase mit speziellen Entwicklungsbedürfnissen. Auch die Abwesenheit von familiären Strukturen als Resilienz- und protektive Faktoren befördert die psychischen Belastungen, die UMRs erfahren und erleben. Vor allem posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Ängste, diverse somatische (Co-)Morbidität und mitunter auch Substanzkonsum zählen zu psychosozialen Erscheinungsformen. In Deutschland erfolgt die psychosoziale Gesundheitsversorgung noch unter weitgehend provisorischen - je nach Ort uneinheitlichen - Bedingungen und weist multiple sowie miteinander verschränkte rechtliche, kulturelle und sprachliche Hürden auf. Die sozialwissenschaftliche Untersuchung dieser Bedingungen fand bisher vermehrt aus Expertensicht oder auf Grundlage epidemiologischer Daten und Studien statt. Der Bedarf an qualitativen Untersuchungen, die die Sicht der betroffenen UMRs selbst einbeziehen und praxisnahe sowie policy-orientierte Handlungsempfehlungen übermitteln können, ist groß und konnte bislang kaum gedeckt werden.

Ziel

Das UMR-Projekt untersucht an den Schnittstellen von Migrations-, Jugend- und Versorgungsforschung die kontextuellen Umstände, Mechanismen und Auswirkungen bei Zugang und Inanspruchnahme psychosozialer Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten. In diesem bisher kaum untersuchten Forschungsfeld soll jungen, betroffenen Akteur*innen sowie Expert*innen eine Stimme gegeben werden, um existente Strategien, insbesondere Spezifika, Barrieren, Herausforderungen, Chancen und Potenziale zu evaluieren und letztendlich optimieren zu können.
Hierbei wird aus intersektionaler Perspektive und basierend auf theoretischen Annahmen des kritischen Realismus ein besonderer Fokus auf die horizontalen Ungleichheiten nach Ort (place) und Geschlecht (gender) gelegt, da bislang nicht bekannt ist, ob und wie räumliche und geschlechtsspezifische Komponenten, Kontexte, Mechanismen und Auswirkungen bei Zugang und Inanspruchnahme von UMRs beeinflussen. Ziel ist es anhand einer komparativen und intersektionalen Studie, die Heterogenität der Barrieren und Potentiale der psychosozialen Versorgung von UMRs abzubilden und Kontexte der Prozesse bei Zugang und Inanspruchnahme in der Gesundheitsversorgung von UMRs zu skizzieren.

Methodik

Die explorative qualitative Studie fokussiert hinsichtlich der psychosozialen Versorgung die psychische Gesundheit, somatische (Co-)Morbidität und den Substanzkonsum von UMRs (v.a. Syrer*innen). Zur Datenerhebung werden unterschiedliche urbane Ballungsräume und Kontexte in Deutschland (z.B. Nordrhein-Westfalen und Mitteldeutschland) kontrastiert. Die Studie ist methodologisch mehrstufig eingeteilt, beginnend mit einer Übersichtsarbeit zu Zugang und Inanspruchnahme psychosozialer Versorgung von UMRs. Daraus abgeleitete theoretische Konzepte dienen im nächsten Schritt als Grundlage der leitfadengestützten Interviews mit Expert*innen (n=30) und themenzentrierten, halbstandardisierten Interviews mit Laien (n=20). Die Auswertung erfolgt inhaltsanalytisch in Anlehnung an die Framework Method und auf Basis induktiver und deskriptiver Analysetechniken.

Policy-relevante Handlungsempfehlungen

Ziel ist es basierend auf der Evidenz sozialwissenschaftliche Erklärungen zu geben und daraus abgeleitet praktische Handlungsempfehlungen für das Feld der psychosozialen Versorgung zu formulieren. Durch die Kombination qualitativer Empirie und theoretischer Annahmen des kritischen Realismus ("Was funktioniert für wen, unter welchen Umständen?) kann dringend benötigtes Wissen kontextsensitiv und subjektzentriert erworben werden, welches eine unerlässliche Voraussetzung für einen Beitrag zu einer "science of change" und öffentlichen Soziologie ist. Es sollen kontextgerechte, realistische Potentiale eines optimierten Zugangs zur Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung abgeleitet werden, um Strategien für die Zukunft entwickeln zu können die Ungleichheiten basierend auf Geflüchteten- oder Migrationsstatus minimieren.

Ansprechpartner*innen
Bei Interesse oder Fragen zum Projekt wenden Sie sich gerne an Frau Hanna-Sophie Ulrich (0345 557-1168) oder Herrn Dr. Martin Mlinaric (Tel. 0345 557-1275).

Kooperationen im Projekt

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