Einfluss unterschiedlicher Reitdisziplinen auf die Haltungsregulation
Projektleiter:
Projektbearbeiter:
Katharina Sannemüller,
Romy Kolditz,
Andreas Lauenroth,
Kuno Hottenrott
Finanzierung:
Haushalt;
Hintergrund. Die Messung und Objektivierung der Haltungsregulation ist sehr aufwendig und schwierig, da es sich beim posturalen System um ein komplexes, multimodal beeinflusstes und multilokuläres System handelt. Beim Reiten, insbesondere bei den Gangarten Schritt, Trab und Galopp, werden in Form von dreidimensionalen Schwingungsimpulsen Beschleunigungs- und Zentrifugalkräfte auf den Reiter übertragen, die reflektorische Bewegungsreaktionen zur Aufrecht- erhaltung des Gleichgewichts notwendig machen. Bezüglich der Effekte und Wirkungen der unterschiedlichen Reitdisziplinen (Dressur, Sprung, Vielseitigkeit) und des Voltigierens auf die Haltungsregulation und die posturalen Subsysteme liegen bislang nur unzureichende Evidenzen vor. Fragestellung. Ziel dieser explorativen, kontrollierten Untersuchung war es, die Haltungsregulation sowie die posturalen Subsysteme von Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsreitern sowie von Voltigierern zu prüfen und miteinander zu vergleichen. Methodik. Mittels des Interaktiven Balancesystem (IBS) wurden 144 Reiter (8,1% männlich) der Reitsportdisziplinen Springreiten, Dressurreiten, Vielseitigkeitsreiten und Voltigieren (Durchschnittsalter: 17.6±3.0 Jahre) sowie 38 Nichtreiter (Durchschnittsalter: 16.1±1.8 Jahre) posturographisch hinsichtlich ihrer posturalen Kontrolle untersucht. Neben der Erfassung von Frequenzparametern (Fourier-Analyse) in vier standardisierten Frequenzbändern (F1 (0.03-0.1 Hz), F2-4 (0.1-0.5 Hz), F5-6 (0.5-1.0 Hz) und F7-8 (1.0-3.0 Hz)) ermöglicht das System die Messung von Parametern des motorischen Outputs (Rückfuß-Vorfuß-Ratio, Synchronisation, Stabilitätsindikator etc.). Darüber hinaus wurden die Probanden hinsichtlich Reitdauer, -häufigkeit und art sowie zu anderen sportlichen Aktivitäten und gesundheitlichen Einschränkungen befragt. Ergebnisse/Diskussion. Die durchschnittliche Reitdauer betrug 122 ± 45.8 Monate, die durchschnittliche Reithäufigkeit pro Woche 5.5±1.8. Bezüglich der Haltungsregulation wiesen Dressurreiter (Parameter: F 1; F 2-4; F 7-8; Rückfuß-Vorfuß-Ratio) und Voltigierer (Parameter: Summenscore; Stabilitätsindikator; Synchronisation; F 5-6) das höchste Niveau auf. Springreiter zeigten hingegen, mit Ausnahme der Parameter Rückfuß-Vorfuß-Ratio und Synchronisation, die die Vielseitigkeitsreiter als die schwächste Sportartengruppe auswiesen, konsistent über alle posturographischen Parameter das geringste Niveau an posturaler Regulation. Im Vergleich zur Kontrollgruppe fand sich nur in den Parametern Rückfuß-Vorfuß-Ratio (p=0.045) und Synchronisation (p=0.009) ein signifikanter Unterschied zu den Stichproben der Reiter. Schlussfolgerung/Ausblick. Auf der Basis dieser Untersuchung kann einem regelmäßigen und langjährigen Reittraining per se kein positiver Effekt auf die posturale Stabilität und Regulation attestiert werden. Lediglich das Dressurreiten und Voltigieren scheinen tendenziell positiven Einfluss auf die Haltungsregulation zu besitzen.
Schlagworte
Haltungsregulation, Posturographie, Reitsport, Voltigieren
Geräte im Projekt
Kontakt
Prof. Dr. René Schwesig
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Department für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Ernst-Grube-Str. 40
06120
Halle (Saale)
Tel.:+49 345 5571317
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