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Einführung der Reformation in Stift und Stadt Quedlinburg (1517-1580)
Projektbearbeiter:
Erik Richter
Finanzierung:
Stiftungen - Sonstige;
Die geplante Dissertation greift ein Thema auf, das in der bisherigen Forschung noch nicht bearbeitet wurde, aber einen entscheidenden und sehr innovativen Beitrag zur Reformationsforschung, zum Nebeneinander von kaiserlicher, päpstlicher, landesherrlicher, stiftischer und städtischer Macht sowie zum Miteinander von oben und unten beim Wandel von Geschichte leisten kann. Am Beispiel der Stadt und des Stiftes Quedlinburg kann paradigmatisch aufgezeigt werden, wie sich der Prozess der Einführung der Reformation über Jahrzehnte sowohl in einer (mitteldeutschen) Stadt als auch in einem geistlichen, noch dazu reichsunmittelbaren und dem Kaiser direkt unterstellten Stift parallel vollzog. Dabei ist bisher unbekannt, aus welchen Gründen Äbtissin Anna II. von Stolberg-Wernigerode (1516-1574) im Jahr 1539 die Reformation im Quedlinburger Stift und Kapitel einführte, noch welche Einflüsse, Konflikte oder Diskurse innerhalb der Stadtbevölkerung bereits seit 1517 zu einer reformationsnahen Haltung geführt haben müssen und wie beides sich zueinander verhielt. Selbst jüngste Forschungsarbeiten zu Reformation und Konfessiona-lisierung gehen über den Verlauf des vielschichtigen und oft keineswegs spontanen Wechsels vom Katholizismus zum Protestantismus allermeist mit der Nennung des Eckdatums der offiziellen Einführung der Reformation hinweg, so dass wir letztlich kaum Wissen über die hier über einen längeren Zeitraum wirkenden Kräfte, Netzwerke, Kommunikationsprozesse oder Machtkalküle haben. Die Untersuchung will dagegen durch eine Kombination aus mikro-, meso- und makroperspektivischem Zugang neben der obrigkeitlichen Reformation des Stiftes im Jahr 1539 insbesondere auch die Reformation von unten (Stadt- und Stiftsbevölkerung, Geistliche, Bruderschaften, Ratsfamilien, Mönche, Nonnen, Bewohner des Umlandes usw.) seit 1517 in den Fokus nehmen, die den offiziellen Wechsel vor- und nachbereitete und bis zur Formula Concordia 1780, der offiziellen Annahme des Luthertums, andauerte. Als besonders bedeutsam stellt sich im gesamten Kontext das Wirken und die Stellung der vom Kaiser eingesetzten Äbtissin dar, die sich und ihr Stift mit der Einführung der Reformation der Gefahr des Verlustes der Reichsstandschaft, der Mediatisierung durch (Kur-)Sachsen und einer neuartigen Legitimierung ihres Amtes sowie der Aufgaben der Klostergemeinschaft (Gründung durch Heinrich I., zuständig für die sakrale Memoria der Ottonen) aussetzte, zugleich aber die Chance erhielt, das Stift durch Säkularisierung der Klöster wirtschaftlich zu konsolidieren und sich von Kaiser, Papst und Diözesanbischof zu emanzipieren.

Anmerkungen

Das Projekt wird gefördert von der Studienstiftung des Deutschen Volkes

Schlagworte

1517-1580, 16. Jahrhundert, Anna II. von Stolberg, Reformation, Stadt Quedlinburg, Stift Quedlinburg

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