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SFB 586, Teilprojekt E8: Neue Technologien in der Tundra: High-Tech-Geräte, Raumwahrnehmung und Raumorientierung der nomadischen und sesshaften Bevölkerung in der russischen Arktis
Projektbearbeiter:
Kirill Istomin
Finanzierung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ;
Dieses Projekt baut auf das auslaufende Projekt der zweiten Phase des SFB 586 (B6) auf. Als Ergebnis dieses Projekts kann konstatiert werden, dass Raumwahrnehmung und Raumorientierung Produkte eines kognitiven Systems sind, welches neben dem Intellekt einer oder mehrer menschlicher Personen auch andere Lebewesen und Dinge, beispielsweise Transportmittel, Gerätschaften, Rentiere usw., einschließt. Die Formen der Raumwahrnehmung und Orientierung, die verschiedenen Gruppen der Tundra zueigen sind, beruhen darauf, dass die Angehörigen dieser Gruppen in unterschiedliche kognitive Systeme eingebunden sind. Diese Systeme wiederum führen zu Unterschieden in den räumlichen Aspekten menschlicher Verhaltensmuster.Im Folgeprojekt soll die Dynamik dieser kognitiven Systeme und der Einfluss ihrer Veränderungen auf die Sozialsphäre untersucht werden. Untersuchungsgegenstand dieses Projekts ist die Veränderung der Raumwahrnehmung, Orientierung und Landnutzung verschiedener Gruppen, die zwei Tundraregionen beiderseits des Nordurals bewohnen (Abb. 1), infolge der Einführung von Satelliten- und Mobiltelefonen sowie GPS. Zu diesen Gruppen gehören überwiegend oder gänzlich nomadisch lebende Rentierhirten, Fischer, Händler und Verwaltungsangestellte, Industriearbeiter und die sesshaft lebenden Bewohner der Siedlungen, mit jeweils spezifischem ethnischem Hintergrund (Nenzen, Komi, Chanten, Russen u.a.). Alle diese Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Lebensweise, Landnutzungsstrategien und des Einsatzes von Geräten und Ausrüstung. Daraus resultieren vermutlich Unterschiede bezüglich ihrer Raumwahrnehmung, Orientierungsmethoden und der relativ deutlich abgegrenzten Aktionssphären.Mobil- und Satellitentelefone sowie GPS haben in den letzten fünf Jahren Verbreitung in allen Bevölkerungsgruppen der Tundra gefunden. Kommunikation zwischen Personen an weit entfernten Orten ist einfacher geworden, die Orte selbst sind nun leichter erreichbar, so dass Reisen durch die Tundra weniger lokales Wissen und Orientierungsvermögen erfordern. Die technische Innovation beeinflusst vermutlich die Orientierungsmethoden und die Konzeptualisierung des Raumes, beispielsweise solch grundlegender Kategorien wie Entfernung, Abgelegenheit, Zentrum und Peripherie. Da sich potenziell die Aktionsräume und die Möglichkeiten der sozialen, politischen und ökonomischen Kontrolle über die Tundra und ihre Ressourcen verschieben, folgt dem technologischen auch ein sozialer Wandel.Im Rahmen des Projektes soll dieser Wandel durch qualitative und quantitative Methoden dokumentiert werden. Ziel ist ein besseres Verständnis der menschlichen Raumwahrnehmung im Allgemeinen, beispielsweise durch die Weiterentwicklung der Theorie der "distribuierten Kognition". Weiterhin soll ein Beitrag zur Debatte über die Beziehung zwischen technologischem Wandel und kultureller Entwicklung geleistet werden.

Schlagworte

GPS, Landnutzung, Raumwahrnehmung, Satellitentelefone, Sibirien, Sozialer Wandel, Tundra
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