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Radioästhetik - Radioidentität
Projektbearbeiter:
Golo Föllmer
Finanzierung:
Haushalt;
Unter der Anmutung eines Radiosenders (channel identity) versteht man den spontanen, von Inhalten weitgehend unabhängigen Höreindruck. Anmutung wird von Sender-Eigenschaften bestimmt (Themenwahl, journalistische Aufmachung, Sprach- und Sprechstil, Musikfarbe, Verpackungselemente, mikrostrukturelle klangliche Gestaltung), aber auch von Vorerfahrungen, Erwartungen und Stimmungen der Hörer. Eine positive Anmutung erhöht die Bereitschaft der Hörer, einen Sender weiter zu verfolgen. Je nach Formatvorgabe im stylebook versuchen Radioschaffende die Anmutung so zu gestalten, dass sie z.B. jung-dynamisch oder konservativ-solide klingt.
Die Radioforschung hat bisher weder Begriffe noch Theorien oder Methoden entwickelt, um diese Merkmalsmuster systematisch zu erfassen und differenziert zu beschreiben. Hier setzen die Forschungen an (www.radioaesthetics.org), mit denen formatspezifische, zeitgeschichtliche und kulturelle Eigenheiten von Radio-Klangkonzepten aufgedeckt und Beziehungen zwischen Klangdesign und individueller Nutzung von Radio untersucht werden:
  • Es werden quantitative und qualitative Programmanalysen durchgeführt (Beschreibung von Elementen eines Radioformats und ihrer Verknüpfung; Identifizierung von Identitätsmarkern eines Radioklangs).
  • Es wird der Produktionsprozess betrachtet und die Perspektive der Radiomacher wird rekonstruiert (Experteninterviews und Erfahrungsberichte über Annahmen und Konzepte, Werkzeuge und Methoden der Herstellung eines Radioklangs).
  • Es wird die Perspektive der Radionutzer rekonstruiert (Interviews und Befragungen zu Assoziationen, Bewertungen und ästhetischen Idealen; Hörexperimente mit authentischen und technisch manipulierten Radiobeispielen).
  • Es werden sozio-politische und -kulturelle Konstellationen und technische Entwicklungen beschrieben, die Einfluss auf die Anmutung des Radios haben (z.B. stereotype Klangmuster oder Sprechstile in Theater, politischer Rhetorik, individuellen sozialen Milieus).
  • Kommunikations- und medienwissenschaftliche, kultur- sowie sprechwissenschaftliche Perspektiven werden miteinander verknüpft. Es wird ein umfassendes Analyseinstrumentarium entwickelt, mit dem wesentliche qualitative Merkmale der Anmutung von Radiosendern und -formaten differenziert und präzise beschrieben und bewertet werden können. Im Mittelpunkt stehen zunächst deutsche Radiosender; es geht aber auch darum, wie stark Radio-Ästhetik und -Identität durch regionale Klangkulturen (städtische oder ländliche Klanglandschaften) oder den Gebrauch bestimmter (National-)Sprachen bestimmt werden und ob es bestimmte Entwicklungen unabhängig von konkreten Sprachen gibt über Ländergrenzen hinweg.

    Publikationen:

    Bose, Ines (Hg.): Radio, Sprache, Klang. Forschungen zur Radioästhetik und Radioidentität. (= SPIEL Neue Folge. Eine Zeitschrift zur Medienkultur. Jg.1 (2015), Heft 1/2). Frankfurt / M. (Hg.)

    Anmerkungen

    Die Forschungen sind ein Gemeinschaftsprojekt von Prof. Dr. Bose (Sprechwissenschaft) und PD Dr. Golo Föllmer (Medien- und Kommunikationswissenschaften). Eingebettet sind die Promotionen von G. Böhme, C. Finke und L. Gebauer.

    Schlagworte

    Anmutung, Radioidentität, Radioästhetik, qualitative empirische Radioforschung
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