Markiertes Schweigen. Zur Relevanz von Schweigen in digitaler Kommunikation
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Finanzierung:
Haushalt;
"Er hat sich immer noch nicht gemeldet…"; "Sie ist online, aber schreibt mir nicht" - mit dem Einzug des Smartphones in unseren kommunikativen Alltag bilden Aussagen wie diese längst keine Seltenheit mehr. Denn mit der (zumindest theoretischen) dauerhaften Erreichbarkeit scheint auch die Annahme einer dauerhaften kommunikativen Verfügbarkeit einherzugehen. Meldet sich das Gegenüber also nicht innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, wird dies als kommunikativ bedeutsames Schweigen verstanden, das in der Regel negativ interpretiert wird als Ablehnung und Desinteresse, manchmal sogar als Ausdruck von Feigheit.
Schweigen hat, dies lässt sich verallgemeinernd so postulieren, in der westlichen Kultur einen schweren Stand: Nicht nur wird es dem Sprechen gegenüber defizitär definiert - so wird es etwa als "lack of speech" (Jaworski 1993: 44) oder als "Nichtreden" bzw. "Nicht-mehr-reden" (duden.de) beschrieben -, sondern es wird auch musterhaft als eine Beziehungs-, mindestens aber als eine Kommunikationsstörung interpretiert, die es zu beseitigen gilt. Im Gegensatz dazu lässt sich allerdings auch feststellen, dass (wohldosiertes) Schweigen besonders in Flirt- und Dating-Kontexten als Mittel zur Aufmerksamkeitsgenerierung verwendet wird und die Devise Willst du gelten, mach dich selten Konjunktur hat (vgl. Lautenschläger 2021; 2022).
In diesem kulturorientiert-linguistischen Habilitationsprojekt wird nicht nur beleuchtet, was Schweigen aus linguistischer, konkret: pragmasemantischerSicht kennzeichnet und welche Schweige-Typen es zu differenzieren gilt, sondern unter Berücksichtigung der Mediatisierung und der Wichtigkeit von Messenger- btw. Online-Kommunikation werden gesellschaftliche Normen, Erwartungshaltungen und das vorherrschende kommunikative Ethos betrachtet. Neben öffentlich zugänglichen Kommunikaten wie z.B. Ratgeber-Literatur bildet ein eigen erstelles Korpus mit authentischen Daten die Grundlage der Analyse.
Literatur
Schweigen hat, dies lässt sich verallgemeinernd so postulieren, in der westlichen Kultur einen schweren Stand: Nicht nur wird es dem Sprechen gegenüber defizitär definiert - so wird es etwa als "lack of speech" (Jaworski 1993: 44) oder als "Nichtreden" bzw. "Nicht-mehr-reden" (duden.de) beschrieben -, sondern es wird auch musterhaft als eine Beziehungs-, mindestens aber als eine Kommunikationsstörung interpretiert, die es zu beseitigen gilt. Im Gegensatz dazu lässt sich allerdings auch feststellen, dass (wohldosiertes) Schweigen besonders in Flirt- und Dating-Kontexten als Mittel zur Aufmerksamkeitsgenerierung verwendet wird und die Devise Willst du gelten, mach dich selten Konjunktur hat (vgl. Lautenschläger 2021; 2022).
In diesem kulturorientiert-linguistischen Habilitationsprojekt wird nicht nur beleuchtet, was Schweigen aus linguistischer, konkret: pragmasemantischerSicht kennzeichnet und welche Schweige-Typen es zu differenzieren gilt, sondern unter Berücksichtigung der Mediatisierung und der Wichtigkeit von Messenger- btw. Online-Kommunikation werden gesellschaftliche Normen, Erwartungshaltungen und das vorherrschende kommunikative Ethos betrachtet. Neben öffentlich zugänglichen Kommunikaten wie z.B. Ratgeber-Literatur bildet ein eigen erstelles Korpus mit authentischen Daten die Grundlage der Analyse.
Literatur
- duden.de: https://www.duden.de/rechtschreibung/Schweigen
- Jaworski, Adam (1993): The Power of Silence. Social and Pragmatic Perspectives. Newbury Park: Sage Publications Inc.
- Lautenschläger, Sina (2022): Schweigen in einer digitalen Welt. In: Sprechen & Kommunikation. Zeitschrift für Sprechwissenschaft,19-36. Open Access: https://www.sprechwissenschaft.org/wissenschaft/schweigen-digitale-welt
- Lautenschläger, Sina (2021): Willst du gelten, mach dich selten: Tabu und Schweigen in interpersonalen Beziehungen. In: Kuck, Kristin (Hrsg.): Tabu-Diskurse. Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur, 02/2021, S. 212-229.
Kontakt
Dr. Sina Lautenschläger
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Fakultät für Humanwissenschaften
Institut III: Philologien, Philosophie, Sportwissenschaft
Zschokkestraße 32
39104
Magdeburg
Tel.:+49 391 6757555
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