« Projekte
Sie verwenden einen sehr veralteten Browser und können Funktionen dieser Seite nur sehr eingeschränkt nutzen. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser. http://www.browser-update.org/de/update.html
Ethnographische Studien zum Vertretungsunterricht
Finanzierung:
Haushalt;
Vertretungsunterricht, d. h. Unterricht, in dem Lehrpersonen ausnahmsweise in einer anderen Klasse bzw. einem anderen Fach unterrichten, ist bislang kaum erforscht. Das Projekt greift dieses Desiderat auf und konzentriert sich hierbei auf kurzfristigen schulklassenfremden Vertretungsunterricht, in dem sich Lehrperson und Schulklasse nicht oder kaum kennen. Im Fokus steht die Frage, wie sich Vertretungsunterricht in sozialer wie fachlicher Hinsicht als Unterricht konstituiert, d. h. von Lehrpersonen und Schüler:innen interaktiv als ein solcher konstituiert wird. Denn es steht zu vermuten, dass Vertretungsunterricht infolge der fehlenden zeitlichen und damit sozialen wie fachlichen Kontinuität von einer erhöhten Kontingenz gekennzeichnet ist, die Ordnung des Unterrichts fragiler ist bzw. expliziter ausgehandelt werden muss und damit Praktiken des Unterrichts anders ausgestaltet werden. Vor diesem (v. a. system- und praxistheoretischen) unterrichtstheoretischen Hintergrund sind insb. Unterrichtsanfänge, Disziplinierungen und die Fachlichkeit des (Vertretungs-)Unterrichts von Interesse. Diese sind für die (Wieder-)Herstellung einer gemeinsamen Unterrichtsordnung zentral und damit sowohl aus der Perspektive der Akteur:innen und ihrer Handlungsprobleme als auch aus unterrichtstheoretischer Sicht für die Erforschung der Konstitution von (Vertretungs-)Unterricht von herausragender Bedeutung.
Dem Fokus auf die praktische Hervorbringung von Vertretungsunterricht als Unterricht entsprechend liegt dem Projekt ein ethnographisches Forschungsdesign zugrunde. Kern des Projekts ist die Beobachtung, Protokollierung und z. T. Audiographie von Vertretungsstunden sowie mit ihnen zusammenhängender Unterrichtsstunden der gleichen Klasse bzw. der gleichen Lehrperson, weil der Vergleich zwischen Vertretungsunterricht und regulärem Unterricht zur Untersuchung der Forschungsfrage aufschlussreich ist. Im Laufe des Projekts wechseln sich drei zehnwöchige Feldphasen mit Analysephasen ab. Die entstandenen Protokolle werden in Anlehnung an die Grounded Theory sequenzanalytisch untersucht, nachdem sie zur Systematisierung und begründeten Auswahl der Sequenzen offen codiert wurden.
Um die Forschungsfrage nach der Konstitution von Vertretungsunterricht zu beantworten, werden in den Analysephasen zunächst immanent-empirisch Handlungsprobleme im Vertretungsunterricht und deren Bearbeitung untersucht. Im Folgenden wird dies immanent-theoretisch zu einer unterrichtstheoretischen Konzeptualisierung von Vertretungsunterricht verdichtet. Abschließend lässt sich exmanent-theoretisch aus allgemeinerer unterrichts-, schul- und professionstheoretischer Perspektive fragen, inwiefern eine zeitliche und damit soziale wie fachliche Kontinuität sowie konkrete Personen und nicht bloß Rollen eine zentrale Konstitutionsbedingung von Unterricht, Schule und professionellem Lehrer:innenhandeln darstellen, sodass die Beschreibung von Unterricht als organisierte Interaktion ausgeschärft werden kann.
Kontakt

weitere Projekte

Die Daten werden geladen ...