Medienverwahrlosung als Ursache von Schulversagen ?
Projektleiter:
Projektbearbeiter:
Nancy Helm
Finanzierung:
Im internen Vergleich von Schülerinnen und Schülern zeigt sich, dass in Deutschland insbesondere die Schulleistungen der Jungen seit Anfang der neunziger Jahre stark zurückgegangen sind. Ein zentraler Einflussfaktor ist hierfür möglicherweise die Tatsache, dass sich in dieser Zeit der Medienkonsum der Jungen weit stärker als der der Mädchen erhöht hat. Insbesondere haben das Sehen von Horror- und Actionfilmen sowie die Nutzung von PC-Spielen bei ihnen teilweise so stark zugenommen, dass insoweit von einer wachsenden Medienverwahrlosung gesprochen werden kann. Zu den Auswirkungen des steigenden Medienkonsums gibt es vier zentrale Hypothesen. Zum Einen wird darauf hingewiesen, dass vielen Schülerinnen und Schülern dadurch nicht mehr genügend Zeit für das schulische Lernen und das Erledigen der Hausarbeiten bleibt. Zum anderen trägt ein hoher Medienkonsum möglicherweise zur sozialen Verarmung der Betroffenen bei, weil ihnen zu wenig Zeit bleibt, sich auf sportliche, musikalische oder andere sinnvolle Freizeitaktivitäten einzulassen. Ferner halten es Neurobiologen für denkbar, dass das regelmäßige Betrachten von Horror- und Gewaltfilmen sowie die Nutzung entsprechender PC-Spiele den Transfer schulischer Wissensinhalte vom Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis erheblich beeinträchtigt. Und schließlich sehen Intelligenzforscher in der mit einem exzessiven Fernsehkonsum einher gehenden Bewegungsarmut und der mit ihm verbundenen geistigen Passivität zwei Belastungsfaktoren, die die Intelligenzentwicklung der betroffenen Kinder und Jugendlichen beeinträchtigen können. Bisher sind zu diesen Fragen weder in Deutschland noch in anderen Industriestaaten der westlichen Welt grundlegende Analysen durchgeführt worden. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen zunächst die oben skizzierten Hypothesen zu den Auswirkungen eines hohen Medienkonsums systematisch untersucht werden. Ferner geht es darum, für verschiedene Schultypen und Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen und ihre Eltern, sowie für die unterschiedlichen Schultypen medienpädagogische Unterrichts- und Beratungskonzepte zu entwickeln und diese daraufhin zu testen, ob sie geeignet sind, der Medienverwahrlosung entgegen zu wirken. Die verschiedenen Untersuchungsteile sind mit dem Ziel konzipiert und aufeinander abgestimmt worden, dass ihre Befunde sich gegenseitig ergänzen.
Schlagworte
Einfluss, Konsum, Medien, Schule
Kontakt
Prof. Dr. Emrah Düzel
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Institut für Kognitive Neurologie und Demenzforschung
Leipziger Str. 44
39120
Magdeburg
Tel.:+49 391 6117520
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