Taufe im Asylverfahren

Taufe im Asylverfahren (Projektlaufzeit: zeitgleich mit der Beauftragung als Gf. Direktor des IZP durch das Rektorat

Neben den rechtlich sanktionierten Kirchen entsteht in Iran seit Jahrzehnten ein "illegales"
Christentum, das sich als iranischer Protestantismus artikuliert: als vermeintlich zeitgemäßer
Ausdruck eines eigentlichen Irans. Imperiale Erinnerungen, christlich-reformatorische
Theologeme und solche der Revolutions-Schia verbinden sich zu einem Diskurs, der die
derzeitige islamisch-politische Konfiguration Irans fundamental infragestellt. Im Gegensatz
zu den Mitgliedern der alten Kirchen werden die Mitglieder dieser jungen Christentümer
staatlich verfolgt, und zwar nicht prim.r als abgefallene Muslime, sondern als Gefahr für
Integrität des Gemeinwesens.
Seit den gewaltvollen Auseinandersetzungen um die Präsidentschaftswahl 2009 haben
Tausende Iraner in Deutschland Schutz gesucht. Die meisten von ihnen machen in ihrem
Asylverfahren die Verfolgung ihrer als (werdender) Christen geltend. Die asylrechtliche
Beurteilung ihres Schutzersuchens l.uft immer wieder auf die Frage zu, ob sie als ehemalige
Muslime wirklich "konvertiert" und nun echte Christen seien. "Religion" als das zentrale
asylrechtliche Anknüpfungsmerkmal muss - so die Logik des Verfahrens - ermittelt werden.
Was sich rechtsmethodisch als Aufklärung von Tatbestandsmerkmalen im Zusammenhang
eines Subsumtionsverfahrens präsentiert, arbeitet mit sehr voraussetzungsreichen
Prämissen. Auf Inneres/Äußeres abstellende definitorische Reservoirs zur Bestimmung des
Religiösen und die Zielvorgabe eines Verwaltungsverfahrens, eine rechtsverbindliche
Entscheidung treffen und rechtfertigen zu müssen, greifen hier ineinander und setzen einen
religionsproduktiven Prozess in Gang. Dessen umfassende Perspektivierung ist Gegenstand des Projektes.