Pflege als soziales System? Systemtheoretische Begründung einer allgemeinen Theorie der Pflege

Ziel : Das Forschungsvorhaben verfolgt eine dreifache Zielrichtung:In der ersten Perspektive soll ein pflegewissenschaftlicher Zugang erfolgen. Ziel ist es das soziale Ge-schehen der Pflege und des Pflegeprozesses empirisch, systematisch zu beobachten und systemtheoretisch zu beschreiben und zu deuten. Dabei soll ein Theorietransfer geleistet und Pflege als soziales System entwickelt werden. Im Verständnis der Theorie Sozialer Systeme muss dabei Kommunikation alsbasale Operation angesehen werden. Daraus folgt die Frage, welche spezifische Operation Pflege auszeichnet. Arbeitshypothese des Vorhabens wird "Kommunikation mit Körperbezug" sein.Mit dem zweiten soziologischen Zugang anhand der Selbstbeschreibungen / Reflexionen der Pflege wird eine Einschätzung geleistet werden, inwieweit es sich bei Pflege um einen eigenständigen funktionalen Zusammenhang handelt bzw. ob sich Pflege als eigenständiges Funktionssystem beschreibenlässt. Hierfür müssen nach Luhmann und Baecker als Voraussetzung für einen solchen Ausdifferenzierungsprozess eine operative Schließung, eigene Leitdifferenz evtl. in Form eines binären Codes, undeine Kontingenzformel entwickelt worden sein. Sollten diese Voraussetzungen nicht erfüllt sein, so ist zu untersuchen, ob Pflege als eine Teilfunktion eines Funktionssystems anzusehen ist (z.B. Krankenbehandlung und/oder soziale Hilfe) oder sich Pflege allein in den Systemtypen Organisation und/oderInteraktion beobachten lässt.Unabhängig von der Annahme einer operativen Schließung wird beobachtet, welche strukturellenKopplungen für Pflege als eigenständiges System oder Programm oder Teilsystem eines übergeordneten Funktionszusammenhangs relevant oder aber dominierend sind. In dieses empirische Vorgehensind sowohl Kopplungen mit anderen sozialen Systemen, als auch die Kopplung mit Bewusstseinssystemen und zwischen Organismus und Bewusstsein eingeschlossen.