Die Ordonomik geht den Interdependenzen (und insbesondere den Diskrepanzen) zwischen Sozialstruktur und Semantik nach, indem sie zwei komplementäre Fragen stellt. Zum einen fragt sie nach der Moraltauglichkeit unserer modernen Sozialstrukturen: Inwiefern genügen unsere Institutionen in Wirtschaft und Gesellschaft den Anforderungen und Bewertungskriterien von moralischen Ide(al)en? Zum anderen fragt die Ordonomik nach der Gesellschaftstauglichkeit unserer Moral: Inwiefern passen unsere normativen Überzeugungen zu den funktionalen Anforderungen unserer modernen Gesellschaft und den für sie typischen Wettbewerbsstrukturen in Wirtschaft und Politik?
Die Ordonomik stellt Institutionen und Ideen also gleichermaßen auf den Prüfstand der Kritik. Die Stoßrichtung der ersten Fragestellung zielt auf institutionelle Reformen der Sozialstruktur (Handlungsordnung), die der zweiten Fragestellung auf Reformen der Semantik (Denkordnung). Mismatch-Probleme können also in unterschiedlicher Weise aufgelöst werden: durch eine (Re-)Formierung von Handlungsanreizen ebenso wie durch eine Re-Evaluation normativer Kriterien, also etwa durch eine Umwertung von Werten. Für die erste Fragestellung kommen rational-choice-basierte Modelle sozialer Dilemmastrukturen zum Einsatz; für die zweite Fragestellung ist die ordonomische Argumentationsfigur einer orthogonalen Positionierung von grundlegender Bedeutung.
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Prof. Dr. Ingo Pies
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Wirtschaftswissenschaftlicher Bereich - School of Economics and Business
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