Der Konsumentenethik liegt zunächst ein konstruktiver Gedanke zugrunde. So sind gerade aus (ordo-)liberaler Sicht die Konsumenten als Auftraggeber und Arbeitgeber zu interpretieren, die mit ihrer Konsumnachfrage für eine effektive Lenkung wirtschaftlicher Produktion sorgen (vgl. Mises 1959, Böhm 1971, 1980). Gleichzeitig gilt jedoch, dass die Konsumentennachfrage nur dann die Produktion verändern kann, wenn sich die Nachfrage auf marktfähige Güter, d.h. auf private Güter, bezieht. Viele Aspekte gesellschaftlicher Herausforderungen weisen jedoch den Charakter öffentlicher Güter auf, wie etwa beim Klimaschutz, bei der Wasserversorgung oder bei der Armutsbekämpfung unmittelbar deutlich wird.
Daraus folgt für die Konsumentenethik, dass sie vor allem im Fall privater Güter einen konstruktiven Beitrag zur Nachhaltigkeit wirtschaftlicher Produktion leisten kann. Im Falle der Bereitstellung öffentlicher Güter jedoch kämen Forderungen einer Überforderung des Konsumenten gleich. Statt Konsumenten damit zu überfordern, die Welt mit seiner individuellen Nachfrage retten zu sollen, ist die Konsumentenethik gut beraten, auf die Ebene der Governance nachhaltiger Nachfrageorientierung zu fokussieren. Hier sind Ordnungsleistungen gefragt, die von staatlicher Seite oder, wenn dies nicht möglich ist, durch korporative Akteure wie Unternehmen oder NGOs in Zusammenarbeit mit staatlichen Akteuren im Rahmen von New Governance zu erbringen sind.
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Dr. Stefan Hielscher
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Wirtschaftswissenschaftlicher Bereich - School of Economics and Business
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