Spezifisches Merkmal der Werkstoffentwicklung nach Kreislauferfordernissen ist eine unscharfe Entscheidungssituation. Der Unschärfegehalt ist für die Werkstoffauswahl, als ein elementarer Schritt der Werkstoffentwicklung, besonders ausgeprägt. Für die Werkstoffauswahl existieren verschiedene entscheidungsunterstützende Verfahren (z.B. Datenbanken, Schaubilder, Kennzahlenverfahren, Nutzwertanalysen, Expertensysteme). Parallel zu den geschilderten Kritikpunkten an der Werkstoffentwicklungsphilosophie weisen auch diese Verfahren die analogen konzeptionellen Defizite auf. Daneben ist zu kritisieren, dass bislang keine Verfahren eingesetzt werden, die die der Werkstoffauswahl immanente Unschärfe angemessen berücksichtigen.
Eine konsequent auf Kreislauferfordernisse gerichtete Werkstoffentwicklung stellt nicht nur für naturwissenschaftlich-technische sondern auch für betriebswirtschaftliche Forschungen und Anwendungen eine neuartige, große Herausforderung dar. Diesbezügliche betriebswirtschaftlich relevante Fragestellungen werden zur Zeit (noch) nicht bzw. nicht in nennenswertem Umfang bearbeitet. Die geschilderte Problemsituation setzt den Rahmen für die zentralen betriebswirtschaftlichen Forschungsschwerpunkte der Arbeit. Zunächst ergibt sich die Notwendigkeit zur Synthese der Werkstoffentwicklung und der Kreislaufwirtschaft. Die Zusammenführung erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die Kreislauferfordernisse im ökonomischen Kontext angemessen berücksichtigt. Das Resultat ist die neue Leitidee der "Kreislauffähigkeit von Werkstoffen". In diesem Kontext sind Strukturen und Abläufe für die F&E von Produktionsunternehmen derart zu generieren, dass diese die Entwicklung von kreislauffähigen Werkstoffen begünstigen.Weiter muss als Richtungsanzeiger für künftige Werkstoffentwicklungsvorhaben systematisch ein umfassendes Eigenschaftsprofil für kreislauffähige Werkstoffe entwickelt werden. Schließlich ist eine Expertensystemkonzeption zu entwickeln, welche die Unschärfe der Entscheidungssituation im Rahmen der Werkstoffauswahl von kreislauffähigen Werkstoffen gut unterstützen.
Schlagworte
Prof. Dr. Hans-Ulrich Zabel
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Wirtschaftswissenschaftlicher Bereich - School of Economics and Business
Große Steinstr. 73
06108
Halle (Saale)
Tel.:+49 345 5523428