« Projekte
Sie verwenden einen sehr veralteten Browser und können Funktionen dieser Seite nur sehr eingeschränkt nutzen. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser. http://www.browser-update.org/de/update.html
Zwischen Diagnosen von ‚Bildungsunfähigkeit‘ und der Bewahrung schulischer Ordnung. Ausschulungen aus der Hilfsschule in der frühen Bundesrepublik
Finanzierung:
Haushalt;
Bis weit ins 20. Jahrhundert blieb schulische Bildung in ihren unterschiedlichen Facetten ein Privileg, denn erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden Heranwachsende zunehmend als Träger*innen des Rechts auf schulische Bildung verstanden. Dazu zählten ab den 1960er Jahren auch Kinder und Jugendliche, denen eine geistige Behinderung attestiert wurde. Bis dahin konnten sie in Fortschreibung des Reichsschulpflichtgesetzes von 1938 als ‚bildungsunfähig‘ ausgeschult werden. Das Forschungsprojekt analysiert an städtischen Fallbeispielen konkrete Ausschulungsverfahren aus dem Hilfsschulunterricht und zeitgenössische Aushandlungen von ‚Bildungsfähigkeit‘ zwischen Schulverwaltung, Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen. Dabei interessiert, wie die Diagnose der ‚Bildungsunfähigkeit‘ in der Praxis verstanden wurde und anhand welcher Kriterien, mit welchen Wissensbeständen und welchen narrativen Verfahren Ausschulungen vertreten und vorgenommen wurden. Die (erziehungs-)historische Forschung hat bereits gezeigt, wie einflussreich Vorstellungen von ‚Bildungsfähigkeit‘, ‚Brauchbarkeit‘ und ‚Gemeinschaftsfähigkeit‘ im Bildungs- und Fürsorgesystem auch in der frühen Bundesrepublik waren. Hieran anknüpfend betont das Projekt zudem die prekären finanziellen, materiellen und personellen Bedingungen sowie die marginale gesellschaftliche Stellung des Hilfsschulwesens der Nachkriegszeit. Anhand einzelner Ausschulungsverfahren arbeiten es Positionierungen von Eltern und Lehrer*innen heraus und untersucht, welche Rolle die regionale Bildungs-, Erziehungs- und Fürsorgelandschaft für die Diagnosen und die weiteren Bildungs- und Lebenswege der Heranwachsenden hatte.

Das Projekt zielt anknüpfend an Forschungen aus dem Kontext der Dis/Ability History darauf, die Geschichte des Sonderschulwesens in eine allgemeine Geschichte von Aufwachsen, Erziehung und schulischer Bildung einzubetten. Auf diese Weise will es einen Beitrag zu einer Schul- und Erziehungsgeschichte leisten, die gesellschaftlichen Hierarchien, sozialer Ungleichheit sowie Praktiken der Inklusion und Exklusion mehr Platz einräumt und Ungleichzeitigkeiten von Reformprozessen in den Blick nimmt.
Kontakt

weitere Projekte

Die Daten werden geladen ...