Das Schütz-Bild in verschiedenen politischen Systemen. Die Rezeption von Heinrich Schütz in Deutschland im 20. Jahrhundert

Mit Heinrich Schütz (1585–1672) begegnet uns einer der bedeutendsten Komponisten des 17. Jahrhunderts von europäischem Rang, der seine Kindheit und seine letzten Lebensjahre in Weißenfels verbracht hatte sowie als sog. „Kapellmeister von Haus aus“ wesentlich am Aufbau der Hofmusik des Herzogtums Sachsen-Zeitz beteiligt war, somit einen engen Bezug zu Orten auf dem Territorium des heutigen Sachsen-Anhalts besitzt. Mit seinem Dissertationsprojekt widmet sich Vincenz von Roda einer Thematik, die ein Desiderat innerhalb der musikwissenschaftlichen Forschung aufgreift. Und dies gleich in zweierlei Hinsicht:
1. Zwar existieren für andere Komponisten wie Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach bereits zahlreiche Studien zur Rezeption ihrer Werke, doch steht für Schütz eine umfassende Forschung hierzu bisher aus
2. Das geplante Dissertationsvorhaben setzt sich zudem mit der Frage auseinander, welche Rolle die Musik in Staat und Gesellschaft einnimmt und wie sie unter den Bedingungen einer Diktatur für die Durchsetzung einer staatlichen Ideologie instrumentalisiert werden kann, woraus zweifellos eine gesellschaftliche Relevanz erwächst. Diese politische und ideologische Dimension von Musik rückte in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der nationalen und internationalen Forschung, so u. a. in zwei großangelegten Drittmittelforschungsprojekten zur Händel-Rezeption, die an der Abteilung Musikwissenschaft unserer Universität in Verbindung mit der Stiftung Händel-Haus angesiedelt waren. Insofern reiht sich das Vorhaben in idealer Weise in die Studien zu diesem Forschungsschwerpunkt der halleschen Musikwissenschaft ein.