« Projekte
Sie verwenden einen sehr veralteten Browser und können Funktionen dieser Seite nur sehr eingeschränkt nutzen. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser. http://www.browser-update.org/de/update.html
Nachwuchsforscherinnengruppe zum Thema "Migration und Flucht: Theater als Verhandlungs- und Partizipationsraum im deutsch-französischen Vergleich (1990 bis heute)". Die Gruppe für drei DoktorandInnen wurde gemeinsam mit Prof. Dr. Romana Weiershausen (Frankophone Germanistik, Universität des Saarlandes) eingeworben.
Finanzierung:
Hans-Böckler-Stiftung ;
Die Nachwuchsforschergruppe untersucht Theaterstücke, die von 1990 bis heute entstanden sind, im Kontext der aktuellen Diskussionen um Zuwanderung. Dabei fragen wir nach dem Verhältnis zwischen transkulturellen ästhetischen Praktiken und nationalkulturellen Traditionen. Mit der Krise der Flüchtlingspolitik, in der das Thema von Inklusion und Exklusion (Bude/Willisch 2008) eine existenzielle Zuspitzung erfährt, geht ein merklicher Wandel im Selbstverständnis des Theaters und seiner Aufgabe einher. Aktuell zeichnet sich eine wachsende Beteiligung an den gesamtgesellschaftlichen Debatten zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik (Ott 2016) ab. Das Projekt verknüpft Ästhetik und Ethik im Sinne des Social Turn, der soziale Prozesse in künstlerische Aktivitäten einbezieht (Bishop 2006, Michaels 2011). Das Theater als Verhandlungs- und Partizipationsraum zu untersuchen, erfordert, die Entstehungs-, Aufführungs- und Rezeptionsbedingungen von Theatertexten zu berücksichtigen und auch Theaterformen jenseits des dramenbezogenen Theaters in die Betrachtung einzubeziehen. An den öffentlichen Debatten über Zuwanderer und Asylsuchende zeigt sich, dass es auch ‚nationale‘ Debatten sind, in denen Bilder des ‚Fremden‘ und des ‚Eigenen‘ (re)produziert und politisch aufgeladen werden. Wie reagiert das Theater darauf – und bedarf das Theater nicht seinerseits des Bezugs auf eingespielte kulturelle Muster? Hier besteht die Vermutung, dass trotz der globalen und transkulturellen Thematik der Bezugsrahmen nationaler Traditionen wirksam bleibt.Diese Hyp othese erfordert eine Untersuchung im Ländervergleich. Sind Theaterstücke, die sich diesem aktuellen und grenzüberschreitenden Problem widmen, auch solche, die die Grenzen der eigenen Kultur überschreiten? Welche Ausdrucksformen werden gewählt, wie stellt sich das in Frankreich dar und wie in Deutschland? Funktionieren diese Theaterstücke auch im anderen Land, wie ist die gegenseitige Rezeption? Um nationalen Prägungen auf die Spur zu kommen, ist der kontrastive Vergleich erforderlich. Die Auswahl der Vergleichsländer hat politische und geschichtliche Gründe: die (historisch gewachsene) politische Vorreiterrolle, die Deutschland und Frankreich innerhalb der Europäischen Gemeinschaft für die aktuellen Herausforderungen zukommt, und die migrationsgeschichtlich markant verschiedenen Ausgangsbedingungen beider Länder (Kolonialgeschichte in Frankreich, Arbeitsmigration in Deutschland), aus denen sich wechselseitig lernen lässt. Für die Untersuchungen ist sinnvollerweise 1990 der zeitliche Startpunkt. Mit den 1990er Jahren ist – in Deutschland und in Frankreich – ein Umbruch zu konstatieren, mit dem eine sowohl theaterinstitutionell (Abbau von Subventionen und Strukturänderungen) als auch sozialpolitisch (Berücksichtigung des demographischen Wandels) bedeutsame neue Phase beginnt (Wagner 2004, ZAP 2009, Colin 2013, Bude/Willisch 2008, Deck/Sieburg 2011). Das Forschungsprojekt wird Antworten darauf geben, wie das Theater auf die krisenhaft verschärfte Situation, dem clash zwischen Globalisierung und nationalen Grenzen, reagiert und welche Bedeutung ihm für sozialpolitische und humanitäre Aufgaben zukommt. Die Dimension des Nationalen, die wir mit dem Ländervergleich reflektieren, wird erlauben, die literaturwissenschaftlichen Untersuchungen mit Fragen politischer Handlungsfähigkeit zu verbinden. Ein Effekt des Projekts soll in der stärkeren Vernetzung französischer und deutscher Wissenschaftlern mit Akteuren der Praxis liegen.

Weitere Infos hier: https://theatertexte.uni-saarland.de/flucht-migration/
Kontakt

weitere Projekte

Die Daten werden geladen ...