Lernaufgaben im differenzsensiblen Rechtschreibunterricht - Konzeption und Evaluation einer digitalen Fortbildungsreihe für Deutschlehrkräfte im inklusiven Deutschunterricht in den Klassen 2-4

Ein zentrales Spannungsfeld inklusiven Unterrichts ist das Austarieren von Individualisierung und Gemeinsamkeit. Der Fokus des Forschungsprojekts liegt auf der Konzeption, Erprobung und Reflexion von gemeinsamen Aufgaben zum schriftsprachlichen Lernen. Das Ziel ist, allen Kindern gleichermaßen - mit und ohne begrenztem Zugang zur Laut- und/oder Schriftsprache - Lernmöglichkeiten zu eröffnen. Während insbesondere Grundschulen durch die Öffnung des Unterrichts und die Orientierung an den Fähigkeiten und Interessen der Schüler:innen einerseits gute Bedingungen für inklusiven Deutschunterricht bieten, muss es nun verstärkt um fachliche Konkretisierungen der Lerngegenstände gehen.

Bislang noch zu wenig beachtet wurde die jeweilige Spezifik des Fachgegenstands und dessen Eignung für inklusive Settings. Für den Schriftsprachunterricht sind z.B. die Struktureigenschaften der Sprache (Graphematik, Textlinguistik, Grammatik, …) von besonderer Bedeutung bei zugleich großem Systematisierungspotential. Die Auswahl, Zusammenstellung, Klarheit und Richtigkeit des Lernangebots entscheiden darüber, ob und wie Schüler:innen mit und durch (Schrift-)Sprache lernen, indem sie sie vergleichen, entdecken, kontrastieren und erforschen können. Die (Vor-)Strukturierung des Lerngegenstands, d.h. die fachlich durchdachte Auswahl des Angebots (z.B. welche Wörter stelle ich kriterial zusammen), stellt jedoch hohe Anforderungen an die Lehrkräfte. Nicht größtmögliche Offenheit und Beliebigkeit ist das Ziel, sondern Öffnung für unterschiedliche Zugänge bei gleichzeitiger Begrenzung durch die gezielte Auswahl, z.B. des Wortmaterials.