« Projekte
Sie verwenden einen sehr veralteten Browser und können Funktionen dieser Seite nur sehr eingeschränkt nutzen. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser. http://www.browser-update.org/de/update.html
Die deutsch-deutsche Wiedervereinigung und das Berufsbild der Physiotherapie - 1980er und 1990er Jahre
Projektbearbeiter:
Lars Bölscher
Finanzierung:
Fördergeber - Sonstige;
Physiotherapeutische Berufsgruppen, mit eigenen Ausbildungssystemen und
Ausbildungsinhalten gab es sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR. In
der Bundesrepublik umfasste das Spektrum der Physiotherapie drei unterschiedliche
Berufe: die „Krankengymnastik“, der/die „Masseur/in“ so wie der/die „medizinische(r)
Bademeister(in)“. Alle drei Berufe wurden meist an Privatschulen gelehrt, wodurch
hohe Kosten für die Ausbildung anfielen. In der DDR wurde dagegen bereits 1961
die Berufsbezeichnung „Physiotherapie“ eingeführt. Wer diesen Beruf erlernen wollte,
war einem Betrieb angegliedert und erhielt ein Betriebsstipendium, musste also kein
Schulgeld bezahlen.
Mit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung wurde eine Zusammenführung dieser
Berufsbezeichnungen und Ausbildungssysteme angestrebt. Mit dem Gesetz über die
Berufe in der Physiotherapie (Masseur- und Physiotherapeutengesetz – MPhG) vom
26.05.1994 wurde dieses Vorhaben realisiert. Seitdem gilt für die gesamte
Bundesrepublik die einheitliche Berufsbezeichnung des/der „Physiotherapeut(in)“.
Allerdings blieb eine Schulgeldzahlung an Privatschulen weiterhin üblich. Später, im
Zuge des akuten Fachkräftemangel vom Deutschen Medizinrechenzentrum erstmals
2016 erwähnt, richtete die Aufmerksamkeit sich auf die Ausbildungsverhältnisse, die
seitdem insbesondere im Hinblick auf jene Schulgeldzahlung kritisch diskutiert
werden, so zum Beispiel bei Demonstrationen im Dezember 2018 in Berlin
beziehungsweise im Januar 2019 in Hannover. Aktuell ist das System der
physiotherapeutischen Ausbildung im Wandel. Die deutschlandweite
Schulgeldfreiheit und eine angemessene Ausbildungsvergütung, wie es schon in der
DDR der Fall war, wird von den Verbänden wie dem VPT angestrebt.
Das Promotionsprojekt zielt darauf ab zu erforschen, welche Akteursgruppen an den
Diskussionen im Vorfeld der 1994 erfolgten Verabschiedung des MPhG beteiligt
waren und mit welchen Interessen und Argumenten die durch das MPhG installierte
Neuregelung des Ausbildungssystems durchgesetzt wurde. Um diese Diskussion
historisch einordnen zu können, werden auch Debatten einbezogen, die in den
1980er Jahren in beiden deutschen Staaten mit dem Ziel einer Reform des
Berufsfeldes Physiotherapie geführt wurden. Als Forschungsgrundlage dienen
zeitgenössische Fachzeitschriften, Konferenzprotokolle, Originalcurricula sowie
Parlamentsprotokolle aus den 1980er und 1990er Jahren. Zusätzlich werden
gegebenenfalls noch Experteninterviews mit Protagonisten/innen der damaligen Zeit
stattfinden sowie Material aus dem Bundesarchiv hinzugezogen.
Kontakt

weitere Projekte

Die Daten werden geladen ...